Luke starrte aus dem Fenster und beobachtet die Regentropfen, die sich langsam auf der Scheibe sammelten. Manchmal verbanden sie sich und flossen schnell hinab und verschwanden aus dem sichtfeld des Jungen.
Gestern hatte er erfahren, dass er auf der Blue Lake High aufgenommen wurde.
Gestern hatte er Stundenlang, auf dem Bett liegend, an die Decke gestarrt und gehofft, dass das alles nur ein böser Traum war. Hinter verschlossener Tür hatte er leise Stimmen gehört, er hatte sich erhoben und das Ohr an das Holz gedrückt.
"Nein Sir, eine Polizeieskorte wäre wohl Kontraproduktiv. Wir wollen so wenig aufmerksamkeit wie möglich erregen." -Aha, es ging also um seine Beförderung zur Schule. Luke war es ganz recht, nicht mit großem TamTam anzukommen, schließlich mussten ja nicht gleich alle Wissen, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte, zumindest fühlte Luke sich häufig so, so wie er behandelt wurde. Als könnte er sich jeden Moment in Luft auflösen. Klar, das hätte er mit sicherheit auch getan, auch wenn die Straße sicher nicht die beste Lösung gewesen wäre. Aber in dieser Einrichtung war Luke durch die Hölle gegangen, sein persönliches Armageddon, der kalte Entzug.
Drei Monate waren seit dem Tag seiner Einlieferung und heute Vergangen. Allerdings waren die ersten Wochen komplett aus seinem Gedächtniss verschwunden und die anderen wollte Luke am liebsten auch vergessen.
Eine Tür fiel ins Schloss und der Teenager wurde aus seinen Gedanken gerissen, er hatte den Rest des Gesprächs nicht mitbekommen, aber letztendlich war es auch egal, Einfluss auf den morgigen Tag hatte Luke eh nicht.
Am nächsten Morgen erwachte Luke schon früh, es war toten Still. Leise stand er auf, schlich ins Bad und schaltete das Licht an. Im Spiegel erschrak Luke fast vor seinem eigenem Abbild. Der Entzug hatte ihn gezeichnet, seine Augen lagen tief in den höhlen, er hatte dunkle Ringe unter ihnen und seine Wangen waren eingefallen.
Nein, Mädels konnte er mit seinem Anblick nicht aufreißen..., aber das war vielleicht auch ganz gut so, er wollte niemanden in Gefahr bringen.
Als er im Bad fertig war, legte der Junge sich wieder auf sein Bett und wartete auf einen der Pfleger, der ihn abholen würde.
Dieser kam auch irgendwann. "Aufstehen Junge, es ist Zeit diesen Ort zu verlassen." Luke erhob sich, nahm seinen Koffer und verließ das Gebäude.
Am Straßenrand stand eine dunkle Limousine. Der Fahrer öffnete den Kofferaum und Luke schmiss sein Gepäck hinein.
Die Fahrt über wurde geschwiegen, nur einmal kurz wurde angehalten um Luke ein belegtes Brötchen und eine Flasche Saft zu kaufen. Luke wusste nicht wie lange die Fahrt gehen würde, es war ihm auch relativ egal. Er lehnte saich auf seinem Sitz zurück und schloss die Augen. Erst als der Wagen langsamer wurde öffnete er sie wieder.
So wie es aussah waren sie angekommen. Luke schaute aus dem Fenster, das ganze sah irgendwie ein bisschen zu Nett aus, da war sicher ein Haken an der Sache auch wenn dieser sich Luke noch nicht offenbarte.
Der Junge stieg aus dem Wagen, der Kofferaum war bereits geöffnet und Luke nahm seinen Koffer. Der Fahrer war wohl der Meinung, dass Luke hier sicher war und verabschiedete sich mit einem kurzem nicken, bevor er die gewundene Straße wieder zurück fuhr.
Es war kalt und Lukes Atem bildete dampf, der sich zu dem Nebel gesellte. Der Regen hatte kurzfristig aufgehört, aber das Gras war nass und die Luft noch feucht.
Luke atmete tief durch, er genoss die Stille und blieb noch einen Moment reglos stehen.
Dann schüttelte er leicht den Kopf und machte sich, so wie man es ihm gesagt hatte, auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude.
tbc: vor den Büros