Kyran war mehr als Müde. Wie viele Stunden war es jetzt her, seit sein Vater ihn in einen Flieger gesetzt hatte? Wie oft war er mittlerweile umgestiegen und hatte wieder andere Pässe verwendet, damit man seinen Welt nicht zurück verfolgen konnte? Er war einfach nur müde und dass er noch nicht da war, das machte das ganze auch nicht viel besser. Er gähnte hinter vorgehaltener Hand und sah aus dem Auto nach draußen. Sein Vater hatte wen organisiert, der ihn vom nächst gelegenden Flughafen abgeholt hatte und nun hier her brachte. Derjenige wusste, wer Kyran war, doch der Jugendliche hatte jedes Gespräch von vornherein ab geblockt.
„Kyran, das hier ist sehr wichtig...sie werden dir helfen...es wird dir bald besser gehen...vertraust du mir nicht mehr?“ Die warme Stimme seines Vaters ließ ihn auf sehen...doch ein wenig Trotz war immer noch in seinen Augen zu sehen. „Aber du schickst mich weg...ich kann nicht mehr...warum tust du mir das an?“ Der Jugendliche sah den Schmerz in den Augen seines Vaters und er wusste, sein Vater meinte es nur gut...er meinte es immer nur gut, aber er war es auch gewesen, der das Versprechen gegenüber seiner Frau und seinen beiden Freunden gebrochen hatte. Kyran ahnte von beiden nichts...denn wenn er nie den Weg eingeschlagen hatte, den sein Vater ihm aufgezeigt hatte...nun, dann wäre er wohl nie überhaupt in der Situation gelandet...aber es war wie es war...daran konnte man nichts ändern, oder? Würde...
„Kyran?“ der Jugendliche wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah zur Seite. „Was ist denn Patrick?“ wollte er wissen und rieb sich die Augen. „Wir sind gleich da...“ meinte er nur und lächelte leicht. Kyran jedoch seufzte leise. Niemand hier würde die Wahrheit erfahren. Für sie war er einfach Kyran McGuire...nicht mal seinen Mittelnamen hatte sein Vater auf seinen neuen Pass angegeben, der ihn irgendwo aus New York kommen ließ. Ja, er hatte auch in der Stadt Stopp gemacht und war dort mit seinem neuen Pass in den Flieger gestiegen. Laut der Hintergrundgeschichte wuchs Kyran in verschiedenen Staaten auf...er hoffte nur, das ihn niemand danach fragen würde. Denn wie sollte er darauf eine Antwort geben? Sicher, sein Vater hatte ihm die verschiedenen Infos besorgt und er hatte sie auch gelesen, aber einfach war etwas anderes. Er seufzte nur leise, als die Gebäude in Sicht kamen. „Da wären wir also...“ murmelte er leise und umfasste die Kette mit den kleinen silbernen Drachen, den sein Vater ihm zum Abschied gegeben hatte. Kurz sah er noch einmal zur Seite. Patrick lächelte ihn an. „Soll ich ihm noch etwas ausrichten?“ der andere zögerte kurz. „Sag ihm, das ich ihn lieb hab...und auch Onkel John, ja?“ bat er und stieg aus, streckte sich und zog die schwarze Kapuzenjacke enger um sich. Irgendwie war ihm kalt, was aber auch an der Müdigkeit liegen konnte. Patrick war auch ausgestiegen und half dem Jungen den Rucksack und die Reisetasche aus dem Kofferraum zu holen. „Wenn was sein sollte, melde dich...du kennst ja alle Adressen und Nummern...“ meinte er und Kyran nickte nur stumm. Doch dann machte er doch noch den Mund auf. „Danke, Pat...“ er lächelte leicht. „Soll ich mit rein kommen?“ Doch Kyran winkte ab. „Nein...ich komme schon alleine klar...hey, vergiss nicht wer mich aus gebildet hat...“ ein kurzer Scherz der über Kyrans Lippen kam...doch dann wurde das Gesicht wieder verschlossener und Kyran schulterte seinen Rucksack. „Ich meld mich, wenn was sein sollte...“ versprach er und nickte Patrick zu. Er wartete bis der andere wieder vom Hof gefahren war und sah ihm noch lange nach. Doch dann packte er seine Reisetasche und schritt auf eines der Gebäude zu, auf dem Verwaltung stand. Hier würde er hoffentlich wen finden, der ihm weiter helfen konnte...
tbc: Vor die Büros