Gelangweilt hatte Melissa während der langen Autofahrt die meiste Zeit aus dem Fenster gestarrt. Sie hatte sich in letzten Stunden schon mehrfach überlegt wie die neue Schule wohl aussehen würde, zu der sie jetzt von einem Betreuer der Entzugsklinik, in der sie ihren Entzug gemacht hatte, gebracht wurde. War sie ähnlich wie der Jugendarest oder mehr so wie die beiden Heime in denen sie schon gewesen war? Man hatte ihr bisher nur gesagt, dass es eine Schule für Jugendliche wie sie war, die sich einfach nicht an Regeln und Vorschriften halten konnten, oder die schon einmal straffällig geworden waren. Dort sollten sie wieder lernen, weit ab von allem, mit ihrem Leben ohne Alkohol, Drogen usw., zu Recht zu kommen. Außerdem sollte sie dort auch wieder die Schule besuchen, um das versäumte nachzuholen. Aber was war, wenn sie das überhaupt nicht wollte. Sie war mit dem Leben, das sie in den letzten Jahren geführt hatte, zufrieden gewesen. Zumal sie jede Menge Freunde gehabt hatte, mit denen sie sich gut verstanden hatte und die sie schon jetzt sehr vermisste. Denn mit ihnen hatte sie ihre Freiheit genießen und tun und lassen können was sie wollte. Das war nun wohl endgültig vorbei. Dabei hatte sie gehofft, dass sie nach dem Aufenthalt in der Klinik einen Weg finden würde um wieder zu ihnen zurückzukehren. Aber egal was sie in dieser Schule mit ihr machen würden, sie würde alles versuchen, um ihre verlorenen Freiheit wieder zurück zu gewinnen. Denn für was brauchte sie eine Schulbildung? Sie hatte es ja bei ihrem Vater gesehen. Er hatte eine recht gute Schulbildung gehabt und hatte sich auch später im Beruf noch weitergebildet und wurde trotzdem arbeitslos und hatte auch keine Chance mehr gehabt einen neuen Job zu finden.
Melissa holte tief Luft und fragte sich wie lange es noch dauern würde, bis sie endlich dort ankamen. Mittlerweile fuhren sie schon eine ganze Weile durch ein riesiges Waldgebiet, dass anscheind überhaupt nicht mehr enden wollte. Sie überlegte. Sollte das “weit ab von allem” wirklich bedeuten, dass die Schule weit außerhalb von jeder Siedlung lag. Das wäre ja fürchterlich, denn dann würde es um einiges schwerer werden zu flüchten. Aber so wie es aussah, schienen sich ihre Befürchtungen zu bestätigen, denn plötzlich tauchte ein Wegweißer auf, auf dem Mount Horizon High stand, dem Namen der Schule auf die sie jetzt gehen sollte.
Kurz nachdem das Auto in die schmale Straße eingebogen war, erreichten sie auch schon die Einfahrt der Schule. Ein großes, braunes Schild, dass auf einem grauen Sockel stand, teilte jedem mit, wo er sich befand. Langsam fuhr der Wagen bis zum Ende der Straße und parkte vor einem größeren, hölzernen Gebäude. Melissa hatte überhaupt keine Lust zum Aussteigen. Am liebsten wäre sie gleich wieder mit dem Fahrer zurück gefahren. Doch der Mann war bereits ausgestiegen und holte gerade ihre beiden Taschen aus dem Kofferraum. Anschließend forderte er auch Melissa auf auszusteigen. Mürrisch öffnete sie die Tür und stieg aus. Na toll. Es regnete und war recht kühl. Aber das passte zu ihrer Laune und das erste Mal seid ein paar Wochen hatte sie das Gefühl wieder einen Schuß zu brauchen um das alles hier besser zu überstehen. Doch bevor sie ihre Taschen nahm sah sie sich noch ein wenig um. Irgendwie sah es hier überhaupt nicht aus wie in einer Schule, eher wie in einem Feriencamp. In einem ähnlichen war sie mit acht Jahren einmal gewesen und es hatte ihr damals dort sehr gut gefallen und ihr sehr viel Spaß gemacht. Sie seufzte. Aber damals hatte sie auch noch ein schönen Elternhaus gehabt, was später dann leider nicht mehr der Fall war. Notgedrungen nahm Melissa ihre beiden Taschen, die der Mann auf den Weg gestellt hatte und folgte ihm zu dem Gebäude. Was sie hier wohl jetzt erwartete?
Melissa's Ankunft
- Melissa Cory
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Melissa's Ankunft
[align=center]Das nebenstehende Avatarbild basiert auf dem Bild "Katrina Elam at the Maverick Saloon & Grill in Santa Maria, California, on January 14, 2006." aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und steht unter der Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5 Lizenz. Der Urheber des Bildes ist Dwight McCann.[/align]