Ackleys' Ankunft

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Ackley Jensen

Ackleys' Ankunft

Beitrag von Ackley Jensen » 31.03.2009, 20:51

Ackleys’ Ankunft

„Es dauert jetzt nicht mehr lange, Junge!“

Ackley reagierte nicht auf die Worte vom Fahrersitz, er hatte die Augen geschlossen und die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe gelehnt. Die Welt drehte sich, nicht nur im herkömmlichen Sinne des Schwindels, der ihn mal wieder erfasst hatte, auch insgesamt hatte sich seine ganze Welt gedreht.

Manchmal hatte er das Gefühl, Gott oder wer auch immer für dieses beschissene Universum zuständig war, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sein Leben vollkommen und absolut als ein einziges Inferno zu gestalten.

Natürlich trug Ackley selbst einen nicht geringen Anteil an seiner Situation, doch war er derzeit noch lange nicht bereit, sich das auch einzugestehen. Derzeit konzentrierte sich seine gesamte Wut auf Gregory und Nancy Dorson, die ihn von seinen „Freunden“, seinem „Stoff“, aber vor Allem von Liam getrennt hatten.

Ackley drängte die Tränen, die in seinen geschlossenen Augen aufsteigen wollten, konsequent zurück, das fehlte ihm jetzt gerade noch, dass dieser Fatzke aus der Klinik, der ihn fuhr, ihn heulen sah. Er schlang die Arme eng um den Oberkörper, als er spürte, wie das Zittern nun zusätzlich auch noch einsetzte. Er wusste, dass ihm mittlerweile sämtliches Blut aus dem Gesicht gewichen war und einen bleichen Abriss seines Selbst hinterlassen hatte. Er sah aus wie ausgekotzt.

„Alles klar bei Dir? Musst Du Dich übergeben?“, ein besorgter Blick traf ihn über den Rückspiegel, den Ackley gar nicht sehen musste, um zu wissen, dass er da war.

Wieder reagierte Ackley nicht auf die Worte, obwohl die Übelkeit immer weiter zunahm. Sein Magen zog sich zu einem Knäuel zusammen, er presste die Lippen aufeinander, bis sie nur noch ein schmaler, bleicher Strich waren und versuchte, das aufsteigende Würgen zurückzudrängen.

Dass der Wagen gestoppt hatte, registrierte er erst, als die Hintertür des Wagens geöffnet wurde und seine Stirn den Kontakt zur Fensterscheibe verlor. Mühsam konzentriert öffnete er die Augen, während Howard Townsend sich schon über ihn gebeugt hatte und den Gurt löste, um ihm anschließend beim Aussteigen zu helfen.

Alles, was Ackley erkennen konnte, war Wald, undurchdringlicher Wald um ihn herum, der lediglich von der Straße als unnatürliche Komponente durchbrochen wurde. Allerdings hatte er nicht wirklich viel Zeit und Muße sich Alles genau zu betrachten, denn er stolperte gebückt zum nächsten Busch, um jenen mit seiner letzten Mahlzeit zu erfreuen, die er so oder so nur widerwillig zu sich genommen hatte.

Howard, der ihn auch dabei gestützt hatte, als könnte er im nächsten Moment wie ein Streichholz einknicken und stürzen, reichte ihm ein Taschentuch. Natürlich war der eigentliche Grund nicht nur Besorgnis gewesen, sondern auch die Sorge, dass Ackley versuchte, zu fliehen.

„Es wäre durchaus einfacher, wenn Du mir einfach mal antworten würdest, als dass ich meine hellsichtigen Fähigkeiten nutzen muss, wann Du das nächste Mal wieder kotzen musst, Junge“, vermutlich war es als Aufmunterung, der klägliche Versuch eines Witzes gedacht, den Ackley ganz und gar nicht witzig fand. Er nahm das Taschentuch trotzdem, wischte sich den Mund sauber und richtete sich wieder auf. Nur langsam kehrte wieder etwas Farbe in sein Gesicht zurück, während er den Blick ausdruckslos über Howard Townsends’ Gestalt wandern ließ.

Der Mann war etwa Mitte Dreißig, etwas übergewichtig, doch von gepflegter Erscheinung, sein Gesicht hatte diesen „gütigen Touch“, der in Ackley eher Ekel als Vertrauen aufsteigen ließ.

Dann zuckte er lediglich mit den Schultern und wandte sich wieder dem Wagen zu, um wieder auf dem Rücksitz Platz zu nehmen.

Howard Townsend seufzte resigniert und folgte ihm, um die Hintertür des Wagens, die man nicht von innen öffnen konnte, zu schließen, nachdem Ackley eingestiegen war. Er hatte schon öfters jugendliche Patienten in anschließende Therapieeinrichtungen begleitet, doch zu diesem Jungen fand er einfach keinen Zugang. Letztlich setzte sich der Mann auch wieder hinters Steuer und lenkte den Wagen zurück auf die Straße, um die letzten Meilen bis zur Mount Horizon High schweigend zurück zu legen.

Ackley war Howard für dieses Schweigen sogar dankbar, was er natürlich niemals zeigen würde. Er hatte längst wieder die Augen geschlossen und drängte jeden Gedanken, der sich einschleichen wollte, vehement zurück. Er wollte nicht darüber nachdenken, was ihn erwartete, es war ihm egal. Irgendwie würde er schon einen Weg finden. Zu welchem Zweck, wohin und so weiter, war ihm allerdings selbst noch nicht ganz klar.

Als der Wagen das nächste Mal stoppte, schreckte Ackley hoch und rieb sich verschlafen mit einer Hand durchs Gesicht. Er musste eingenickt sein, ohne es zu bemerken. Howard hatte bereits seine Tasche aus dem Kofferraum gewuchtet und öffnete nun die Hintertür, damit Ackley aussteigen konnte.

Da er keine andere Wahl hatte, schnallte Ackley sich schließlich auch ab und stieg aus, sein Blick wanderte über das, was er zu Gesicht bekam, dessen Züge immer mehr entgleisten.

Er war in einem Feriencamp gelandet, zumindest sah es hier so aus, und sofort drängten sich ihm Horrorversionen vom fröhlichen Planschen in einem See, Schnitzeljagden und Lagerfeuerromantik auf.

„So, da wären wir! Melde Dich einfach im Büro, ich wünsch Dir viel Glück, Junge! Mach was draus!“, Howard drückte ihm seine Tasche in die Hand und legte seine Hand kurz auf die Schulter des Jungen, der sie mit einer forschen Bewegung abschüttelte. Dann stieg der Mann auch schon wieder in den Wagen, wendete und fuhr davon, froh darüber, der Gesellschaft Ackleys’ zu entkommen.

Ackley drehte sich einmal langsam im Kreis, es wunderte ihn nicht, dass Howard ihn einfach ohne Aufsicht hier so stehen ließ. Hier gab es schließlich nichts weiter als dieses Feriencamp und den Wald. Weit und breit Bäume, keine Anzeichen von näherer Zivilisation.

„Fuck!“, murmelte Ackley zu sich selbst, schulterte dann seine Tasche und ging auf das Büro zu oder genauer gesagt auf das Gebäude, was er dafür hielt.

tbc: Vor den Büros
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