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Jake O'Bryan
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Beitrag von Jake O'Bryan » 29.01.2013, 21:39

Natürlich. Leslie nahm Jakes Mutter und ihre Entscheidungen voll in Schutz. Wie könnte es auch anders sein? Und natürlich wusste sie bestens über Jakes Schicksal Bescheid. Auch wenn sie längst nicht alles zu wissen schien. Andernfalls würde sie wohl kaum behaupten, dass Jake kein Psycho sei. „Kevin hat gesagt, dass das hier eine Schule für Psychos wäre“, beantwortete Jake Leslies Frage ohne Umschweife. Und im Grunde fand Jake, dass sein neuer Freund recht hatte. Nur ein Psycho würde sich auf eine verbotene Liebe einlassen wollen.
Aber da Leslie diesen Teil seiner Geschichte offensichtlich nicht kannte, konzentrierte er sich lieber auf die In-schutz-name seiner Mutter. Natürlich wäre er nicht freiwillig in die Entzugsklinik gegangen. Wozu auch? Jake hatte nichts Schlechtes an den Drogen gesehen. Zumindest nichts Schlechteres als an der Welt um ihn herum. Anstatt aber auf die Frage richtig zu antworten grummelte er nur missgelaunt irgendwas Unverständliches vor sich hin.

Was Leslie anschließend über die Schule erzählte klang eigentlich erst einmal gar nicht so schlecht. Es war zumindest beruhigend zu hören, dass sie hier nicht eingesperrt wurden. Wobei es immer noch durchaus möglich war, dass sie ihm einen Bären aufband um sein Vertrauen zu gewinnen. Isabell hatte schließlich das gleiche getan, indem sie ihm ganz hinterhältig erzählt hatte, sie wollte in ein Möbelgeschäft fahren. Und da war ja auch noch die Frage ob ein An-die-Regeln-halten einer Gehirnwäsche gleichkam oder nicht. Jake versuchte ein Grinsen, als er hörte, dass ein Fluchtversuch jedenfalls einem Regelverstoß gleichkam. „Dann habe ich meinen Ausgang also gleich schon einmal verspielt.“ Pf. Als ob ihm das etwas ausmachen würde. Momentan glaubte er sowieso noch nicht daran, dass er Wert darauf legen würde hierzubleiben.

Und dann sprach Jake eindeutig zuviel. Und Leslie sprang sofort darauf an. Natürlich. Natürlich war sie neugierig und wollte wissen woran Jake seine Mutter ständig erinnerte. Es war vermutlich ihr Job neugierig zu sein. Jake biss sich auf die Lippe und sah Leslie stumm an, während er fieberhaft überlegte womit er sie schnell abspeißen konnte. Doch Leslie fiel plötzlich ein, dass sie Jake etwas zu Trinken anbieten konnte, womit sie den Teenager einen Moment aus dem Konzept warf. „Ja, ein Wasser bitte“, nahm er das Angebot irritiert an. Schweigend sah er seiner Gesprächspartnerin daraufhin zu, wie sie ihm ein Glas Wasser reichte. Was tat er hier eigentlich?
Und schließlich hatte er die passende Antwort gefunden, mit der er nicht zu viel verraten würde, aber immerhin doch genug um weitere Fragen zu verhindern. „Ich erinnere sie an meine Schwester“, flüsterte er, unfähig lauter zu sprechen, während er auf sein Glas in seiner Hand starrte.

occ: Gut zu wissen. Danke. ;)
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Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 02.02.2013, 00:26

„Und das was er sagt glaubst du sofort und das obwohl du genau weißt das er auch neu hier ist und die Schule ebenfalls noch nicht kennt. Gut, vielleicht hat er sich unsere Seite im Internet angesehen, aber dort steht nichts davon das wir eine Schule für Psychos sind. Deswegen, du solltest dir erst einmal alles ansehen und wenn du ein wenig hier bist dir deine eigene Meinung bilden.“ Sie lächelte ihm noch kurz zu, dann ging sie zu dem Regal, nahm eine Flasche Wasser heraus und goss etwas davon in ein Glas. Dabei hörte sie wie er etwas vor sich hin brummelte. Vermutlich war das die Antwort auf ihre Frage, ob er denn freiwillig mit in die Entzugsklinik gegangen wäre und obwohl sie ihn nicht verstehen konnte, war ihr so ziemlich klar was er dazu vermutlich gesagt hatte. Schließlich sahen es die meisten Schüler nicht ein, dass es besser war wenn sie lernten die Finger von den Drogen zu lassen. Leider.

Leslie verschloss die Flasche wieder und kehrte mit dem Glas in der Hand zu dem Jungen zurück. „So, bitte.“, meinte sie zu ihm und stellte das Glas mit dem Wasser vor ihm auf dem Schreibtisch ab. Erst dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, keine Sorge. Das bleibt unser uns. Zumal du das Gelände ja noch nicht verlassen hast. Außerdem dürfen die Neuen eh in den ersten Wochen nicht ohne Begleitung in die Stadt. Deine Betreuer müssen dich ja erst einmal kennen und einschätzen lernen. Erst danach können sie sagen ob du alleine weg darfst oder nicht.“

Auf ihre Frage an was er ihre Mutter ständig erinnern würde, bekam sie leider nur eine ziemlich knappe Antwort, bei der man sofort merkte, dass das bei weitem nicht alles war. Aber gut, wahrscheinlich fehlte um so eine Frage zu beantworten noch das Vertrauen zu ihnen. Deshalb entschloss sich Leslie dazu nicht mehr darauf einzugehen, sondern lieber mit dem Aufnahmegespräch weiter zu machen.

„Na gut, dass mit dem Ausgang haben wir ja bereits geklärt. Fehlen nur noch die anderen Regeln. Aber keine Angst, so viele sind es nicht.“ Sie setzte sich auf den Schreibtischstuhl und sah zu Jake. „Also etwas was dir ja eigentlich von schon klar sein dürfte ist, dass hier überhaupt keine Suchtmittel erlaubt sind. Das heißt keine Drogen, kein Alkohol, keine Tabletten, es sei denn du müsstest aus gesundheitlichen Gründen ein Medikament nehmen, aber das musst du dann nachher mit dem Arzt absprechen, keine Zigaretten und auch kein Coffein. Du fragst dich jetzt sicher warum, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Schüler nach dem Genuss von Coffein zu aufgedreht waren und es dadurch öfters mal zu Streitigkeiten und auch zu Schlägereien gekommen ist. Dann ist es deine Pflicht an dem Unterricht und auch an den Gruppenaktivitäten, die hin und wieder am Nachmittag statt finden teil zu nehmen. Ansonsten darfst du in deiner Freizeit machen was du willst. Allerdings darfst du das Gelände nicht ohne Erlaubnis verlassen. Aber das hatten wir ja eben schon. Dafür kannst du, wenn du möchtest an einigen AGs teil nehmen, ein wenig Sport machen, lesen, wenn du dich dafür interessierst bei den Tieren helfen oder ein wenig in unserem Schwimmbad schwimmen gehen. Du siehst es gibt also schon einiges was du hier tun kannst, ohne jeden Tag in die Stadt gehen zu müssen. Außerdem wirst du auch immer mal wieder irgendeinen Küchendienst in deiner Gruppe übernehmen müssen, denn ihr kocht euch jeden Mittag und Abend euer Essen in der Gruppe selbst. Aber wie das abläuft wirst du von deinen Gruppenkameraden oder deinem Betreuer erfahren. Möchtest du dazu noch etwas wissen?“, fragte sie.

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Jake O'Bryan
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Beitrag von Jake O'Bryan » 04.02.2013, 19:45

Wäre die ganze Situation hier für Jake nicht so verwirrend und wäre er nicht so enttäuscht, verletzt und wütend über das Verhalten seiner Mutter, so hätte er die Genugtuung, dass Leslie nicht gefiel wie über die Schule gesprochen wurde, sicher richtig genossen. So aber fiel seine Reaktion in einer merkwürdigen Mischung aus Grinsen und Schulterzucken aus, die nicht wirklich zusammenpassen wollte. „Ich muss mich ja an die einzigen Infos halten, die ich habe“, erklärte er Leslie und machte somit deutlich, dass er von seiner Mutter überhaupt nichts über die Schule erfahren hatte. Gut, dass das zum Teil seine eigene Schuld war, weil er sich geweigert hatte ihr zuzuhören, ließ er mal beiseite. Langsam begann er diese Leslie gar nicht mal so schlecht zu finden. Denn sie versuchte auch nicht unbedingt ihn eines Besseren zu lehren. Sie verlangte lediglich, dass Jake sich die Zeit nahm sich eine eigene Meinung zu bilden. Dagegen konnte er nichts sagen. Auch wenn er sich ziemlich sicher, dass er Kevins Meinung bestätigt bekommen würde. Aber das konnte er sie in ein paar Tagen immer noch wissen lassen. Vorausgesetzt er war dann überhaupt noch Schüler dieser Schule.

Auch dass Leslie seinen Fluchtversuch für sich behalten wollte, rechnete er ihr hoch an. Wenn auch letzten Endes deswegen, weil er hoffte, das für eine weitere Flucht nutzen zu können. Denn wenn sein Betreuer – wer auch immer das sein mochte – nichts darüber wusste und er sich in einem guten Licht zeigen konnte, würde es ein Leichtes sein zu verschwinden. Jake nickte nachdenklich. „Das bedeutet, Sie sind nicht meine Betreuerin?“, fragte er sie geradewegs heraus und hoffte, dass sie seine Gedankengänge nicht durschaute. Mit etwas Glück würde sie ihn einfach nur für neugierig halten. Schließlich hatte Jake die Vorstellung über Leslies Position an dieser Schule irgendwie verpasst.

Jake hatte Schwierigkeiten sich auf die Regeln an dieser Schule zu konzentrieren. Er schaltete schon bei dem Beginn über Drogen und Alkohol fast ab. Klar, dass hier keine Suchtmittel erlaubt waren. Andernfalls wäre sein Entzug mehr als unsinnig gewesen. Was Jake an der Sache aber richtig störte, war, dass er das Gefühl erhielt über jede blöde Kopfschmerztablette ewig herum diskutieren zu müssen. Er konnte Ärzte aus Prinzip schon nicht leiden. Außerdem erinnerte ihn das wieder unangenehm an die Tatsache, dass er kaum schlafen konnte. Aber damit musste er wohl irgendwie fertig werden. Und dabei hoffen, dass der Schlafmangel ihn nicht früher oder später zu einem Irren machte. Am Rande seiner eigenen Gedanken nahm Jake etwas von einer ausführlichen Freizeitgestaltung wahr. Er konnte die Möglichkeiten zwar nicht genau wiedergeben, aber zumindest hatte er begriffen, dass sie sich hier viel Mühe zu geben schienen ihren Schülern ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Blieb eigentlich nur noch zu hoffen, dass die anderen Schüler einigermaßen umgänglich waren. Lediglich die Sache mit dem Unterricht oder dem Küchendienst klang sterbenslangweilig. Aber okay. Vielleicht fand sich irgendeine Möglichkeit damit umzugehen. Oder im besten Fall beides zu umgehen. Jake trank in einem Zug sein Glas leer. Erst jetzt spürte er wie trocken seine Kehle gewesen war. „Wie viele Schüler gibt’s hier eigentlich?“, fragte er in einem Ton, der deutlich machte, dass er nicht wusste, ob er seine Gruppenkameraden überhaupt kennenlernen wollte. Und dann, etwas zögern, fügte er noch die Frage hinzu: "Fahren die anderen an den Wochenenden nach Hause?"
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Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 09.02.2013, 00:16

„Na gut. Aber versprich mir dir nicht zu viele Gedanken zu machen, denn so schlimm wie jetzt erst einmal alles in deinen Augen aussehen mag ist es nicht. Das kann ich dir versprechen.“, antwortete sie Jake und beließ das Thema dann erst einmal dabei.

Aus ihrer Anmerkung, dass sein Fluchtversuch unter ihnen bleiben würde, schloss der Junge offensichtlich sofort, dass sie nicht seine Betreuerin war, womit er auch nicht unrecht hatte. Dabei merkte sie bei diesem Aufnahmegespräch mal wieder wie sehr ihr die Arbeit als Betreuerin doch fehlte, aber leider war ihr Baby noch zu klein um es den ganzen Tag in andere Hände zu geben. „Nein, deine Betreuerin bin ich nicht, da ich zur Zeit zu Hause bin, um mich um mein Kind zu kümmern und nur hin und wieder ein wenig aushelfe wenn ich gebraucht werde. Wenn es allerdings alt genug ist, habe ich vor wieder in der Schule als Betreuer zu arbeiten. Gut möglich, dass ich dann vielleicht in deine Gruppe komme. Doch jetzt bist du erst einmal bei Marc und Elizabeth. Die beiden sind sehr nett und nehmen sich sehr viel Zeit für ihre Schüler.“, erklärte sie ihm, wunderte sich jedoch ein wenig über seinen nachdenklichen Blick, der so ganz und gar nicht zu diesen einfachen Frage passte. Also dachte er noch über etwas anderes nach, über das er offensichtlich aber nicht sprechen wollte, oder sich nicht traute. „Was ist denn? Möchtest du noch etwas wissen? Du kannst mich gerne alles fragen was die auf der Seele liegt. Ich nehme mir gerne die Zeit dir alle Fragen zu beantworten.“, fragte sie ihn deshalb, um ihm den Anfang etwas leichter zu machen.

Danach beobachtete sie wie er das ganze Glas Wasser in einem Zug leer trank. „Du hattest wirklich großen Durst. Möchtest du noch ein Glas Wasser?“, bot sie ihm an, bevor sie ihm auf das antwortete was er, nachdem sie ihm die Regeln genannt hatte, wissen wollte. „Also wir haben vier Gruppen und in jeder Gruppe gibt es acht Mädchen und acht Jungen. Das macht zusammen 64 Schüler. Das heißt wenn alle Gruppen voll besetzt sind. Was sie jedoch im Moment nicht sind, da nach dem Sommer einige Schüler die Schule nach ihrem Abschluss verlassen haben und noch nicht alle freien Plätze wieder besetzt sind. Doch das wird sich im Laufe des Jahres ändern. So ist es immer. Allerdings ist es auch gut das wir noch so viele freie Plätze haben, denn das gibt uns die Möglichkeit auch kurzfristig Jugendliche aufzunehmen die dringend einen Platz brauchen. Aber du klangst eben so als ob du Angst davor hättest die anderen Schüler kennen zu lernen. Wieso denn das? Mit Kevin hast du dich doch offensichtlich auch sofort recht gut verstanden.“, stellte sie eine Gegenfrage, bevor sie den Kopf ganz leicht hin und her wiegte und einen zweifelnden Gesichtsausdruck bekam. „Nein, nicht alle Schüler dürfen das. Nur die, die schon so gut gefestigt sind das anzunehmen ist, dass sie dem normalen Alltag in der Familie und unter ihren Freunden wieder stand halten können, bekommen erlaubt immer mal wieder nach Hause zu fahren. Aber am Anfang auf keinen Fall jedes Wochenende. Sondern die Besuche werden nach und nach gesteigert. Das heißt wenn wir merken das die Jugendlichen damit zu recht kommen. Wenn nicht, dann sprechen wir mit ihnen und raten ihnen wieder für eine Weile hier zu bleiben. Außerdem muss auch zu Hause erst einmal alles in Ordnung sein, denn sonst lassen wir die Jugendlichen nicht so schnell weg, weil unsere Arbeit dann ja womöglich völlig umsonst gewesen wäre.“

Nun war es aber ihrer Meinung nach an der Zeit langsam weiter zu machen. „Jake, bevor wir nun gleich zur Krankenstation gehen können, müsste ich mir noch schnell deine Tasche ansehen. Ich weiß, dass das nicht angenehm für dich ist, aber leider haben wir es schon oft genug erlebt, dass die Schüler, obwohl ihnen vorher mitgeteilt wird was sie mitbringen dürfen und was nicht, verbotene Dinge dabei hatten. Ich hoffe du verstehst das.“, meinte sie ganz ruhig. Dann deutete sie mit der Hand auf die Tasche, die neben dem Stuhl von Jake stand und fragte. „Gibst du sie mir bitte?“

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Jake O'Bryan
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Beitrag von Jake O'Bryan » 10.02.2013, 19:41

Jake fragte sich im Stillen woher Leslie überhaupt wissen wollte wie schlimm die Situation hier für ihn aussah. Sie konnte doch gar nicht ahnen, was in seinem Kopf vor sich ging. Vermutlich waren das also einfach nur leere Worte um ihn hinzuhalten. Jake spürte das Misstrauen in sich erneut aufsteigen, riss sich aber zusammen. Er wusste nicht wie lange er das durchhalten würde, aber noch hielt er an seinem Plan fest den braven Schüler zu mimen. Wenn Leslie ein Spiel mit ihm spielte konnte er den Spieß genauso gut umdrehen und sie ebenfalls hinters Licht führen. Früher oder später würde er schon einen Weg finden um zu bekommen was er wollte.
Offensichtlich wollte es ihm Leslie dabei ziemlich leicht machen. Denn, wie er kurz darauf erfuhr, waren es ein gewisser Marc und eine Elizabeth, die sich um ihn kümmern würden und die – sollte Leslie Wort halten – nichts von seinem Drang hier wegzukommen erfahren würden. Wollte sie etwa, dass er weglief? Legten sie es hier genau darauf an? Hätte jedenfalls sicher Vorteile. Sie brauchten weniger zu arbeiten und konnten sich anderen Dingen widmen als irgendwelchen schwierigen Jugendlichen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten ständig für Ärger zu sorgen.
Nur irgendwie wollte Leslies Offenheit dazu nicht recht passen. Jake erinnerte sich bei ihren Worten an das Baby, welches sie am Empfang gelassen hatte. Er wedelte mit einer Hand und kam der Aufforderung zu fragen sofort nach. „Wieso machen Sie das hier eigentlich?“, fragte er, ohne sein Misstrauen zu verbergen. „Suchen Sie irgendeine Selbsterfüllung, indem Sie sich mit Problemkids herumschlagen? Was wollen Sie sich beweisen?“

Obwohl Jake noch Durst hatte lehnte er das zweite Glas Wasser ab und biss sich auf die Lippe. Er hätte Leslie vielleicht besser nicht über die Schule hier ausfragen sollen. Denn jetzt glaubte sie, dass er Angst vor seinen Mitschülern hatte. Sie war einfach zu gut um sein Unbehagen nicht zu bemerken. Dabei war es eigentlich nicht einmal so, dass er unbedingt Angst hatte. Jake hatte so schnell keine Angst vor anderen. Es gefiel ihm viel eher nicht, dass er mit den anderen Freaks unter einen Kamm geschert werden würde. Er wollte nicht in irgendeine Schublade gesteckt werden, in die jene kamen, die mit ihrem Leben alleine nicht klarkamen und Hilfe brauchten. Er wollte keine Hilfe. Jakes Blick verfinsterte sich. „Pf. Ich hab keine Angst vor denen. Die anderen sind mir doch total egal“, schnaufte er. Gott, hoffentlich würde er vor seinen beiden eigentlichen Betreuern sein Spiel besser beherrschen.
Beruhigend war jedenfalls, dass er wohl nicht nach Hause musste, wenn er nicht wollte. Gut, im Grunde war der Punkt auch egal, aber wenigstens konnte er sich sicher sein, dass er für die Dauer seines Aufenthaltes – wie lange der auch sein mochte – nicht hin und hergeschickt werden würde. Jake wollte Zeit in der Nähe seiner Mutter verbringen müssen noch weitaus weniger als hier zu sein. Er nickte langsam, nachdem Leslies Antwort geendet hatte, sagte aber nichts weiter.

Und dann klingelten Jakes Alarmglocken. „Wieso soll ich auf die Krankenstation?“, fragte er entsetzt und misstrauisch zugleich. „Ich bin gesund. Sie wissen doch, dass ich gerade aus dem Krankenhaus komme!“ Was hatten die hier vor? Würde er nun doch an irgendein Bett geschnallt und mit irgendwelchen Drogen vollgepumpt werden? Gut, an sich wäre das gar nicht mal schlecht. Aber es war ja immer noch ein erheblicher Unterschied ob man sich aus freien Stücken zudröhnte. Jake wollte weder ruhig gestellt werden, noch zu einem Versuchskaninchen mutieren! Er warf Leslie böse Blicke zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Vorhaben ihr was vorzuspielen hin oder her, er war zu sehr auf der Hut um ihrer Aufforderung nachzukommen ihr seine Tasche rüber zureichen. Zumal er nicht einmal mit Bestimmtheit wusste ob die einzige Tasche in diesem Raum auch seine war, geschweige denn davon ob seine Mutter es geschafft hatte ihm irgendwelche verbotenen Artikel unterzujubeln.
Wenige Sekunden später stand Jake auf und stellte sich hinter seinen Stuhl, die Rückenlehne in den Händen. Er schüttelte seinen Kopf und hob drohend einen Zeigefinger: „Durchwühlen Sie mein Gepäck, wie Sie wollen, aber ich gehe auf keinen Fall auf irgendeine Krankenstation!“
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Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 14.02.2013, 21:53

Nachdem Leslie Jake erklärt hatte warum sie nicht seine Betreuerin war, hakte der Junge noch ein wenig weiter nach und wollte wissen wieso sie diesen Beruf überhaupt gewählt hatte. Und dabei unterstellte er ihr sogar, dass sie sich nur um die Schüler kümmerte um eine gewisse Selbsterfüllung zu finden. Doch so war es auf keinen Fall. Aber sollte sie ihm wirklich die Wahrheit sagen? Wenn sie wollte das er auch offen zu ihnen war, zumindest irgendwann einmal, dann durfte sie ihn jetzt nicht anlügen. Ein wenig verlegen rieb sie sich über ihre Nase und legte dann die Hände vor sich auf den Tisch. Dann sah sie ihn an und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, aus Selbsterfüllung tue ich das nicht. Eher weil ich es in meiner Kindheit auch nicht leicht hatte und erlebt habe wie schön es ist einen guten Freund zu haben der einem zuhört und auch tröstet wenn es einem schlecht geht. Bei mir war das damals unser Nachbar, zu dem ich mich geflüchtet habe wenn es zu Hause mal wieder großen Ärger gab. Und genau das ist auch das was ich gerne für die Schüler sein möchte. Ein guter Freund mit dem sie sich über alles unterhalten können was sie bedrückt. Leider gelingt mir das nicht bei jedem, denn es gibt Schüler die einfach nicht über ihre Probleme reden möchten. Und ähnlich wie ich denken auch die anderen Betreuer hier.“ Leslie lächelte Jake noch kurz zu, bevor sie keck meinte. „Na, wenn das so ist, dann dürftest du ja mit allen anderen in deiner Gruppe perfekt klar kommen.“ Aus Spaß zwinkerte sie ihm noch zu, doch nachdem sie ihm davon erzählt hatte, dass sie nun gleich zur Krankenstation gehen würden, war die lockere Stimmung sofort vorbei.

Wütend sprang er auf, stellte sich hinter den Stuhl und drohte ihr sogar mit erhobenem Zeigefinger. „He, jetzt beruhige dich erst einmal wieder.“, sprach sie ihn sanft an. „Auf der Krankenstation geschieht nicht viel. Unser Arzt wird dir, auch wenn du direkt aus der Entzugsklinik kommst, ein wenig Blut abnehmen, damit er aktuelle Werte von dir hat. Das ist wichtig wenn du dich vielleicht einmal verletzt oder krank wirst und er dir helfen muss. Anschließend wird er dir noch ein paar Fragen stellen, dein Gewicht und deine Größe feststellen und wenn er noch deine Kleidung durchsucht hat bist du schon fertig und kannst zu deiner Gruppe. Versteh bitte, dass wir das mit dem durchsuchen der Kleidung machen müssen, um zu verhindern das Drogen oder sonstige verbotene Dinge in die Schule geschuggelt werden. Allerdings kannst du deine Kleidung hinter einer Trennwand ausziehen und sie dann dem Doc geben, der vor der Trennwand wartet.“, erklärte sie ihm alles, damit er wusste was auf ihn zu kam und auch einsah, dass sie wirklich nichts schlimmes von wollten.

Um ihn dann allerdings nicht gleich weiter zu reizen, wartete sie erst noch einen Moment bevor sie aufstand und seine Tasche auf den Tisch stellte. Langsam öffnete sie den Reißverschluss und begann damit sich alles anzusehen. Lange zu suchen brauchte sie jedoch nicht, da viel ihr bereits ein Laptop in die Hand. Vorsichtig hob den Computer aus der Tasche und legte ihn auf den Schreibtisch. Anschließend sah sich sich noch den Rest an. Doch gegen die Bücher und das Bild war nichts einzuwenden. Ebenfalls nicht gegen den elektrischen Rasierer. Deswegen verschloss sie die Tasche wieder und stellte sie auf den Boden zurück. „Außer dem Laptop ist nichts dabei was nicht erlaubt wäre. Wir werden ihn so lange wegschließen bis du die Schule irgendwann verlässt. Dann erhältst du ihn wieder.“, meinte sie ganz ruhig, rechnete allerdings schon mit heftigem Widerstand, denn heutzutage kam ja kaum noch ein Jugendlicher ohne seinen Computer aus.

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Jake O'Bryan
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Beitrag von Jake O'Bryan » 24.02.2013, 20:50

Jake konnte nicht ganz verbergen, dass ihn Leslies Ausführungen über ihren Antrieb hier baff machten. Er hätte alle möglichen Gründe für ihr Verhalten vermutet, nicht aber, dass sie den Schülern das bieten wollte, was sie selbst als Jugendliche so dringend gebraucht hatte: Einen guten Freund. Bedeutete das etwa, dass die anderen Schüler alle freiwillig hier waren? Nun, zumindest in Kevins Fall schien das nicht zuzutreffen. Jake brauchte einen Moment, ehe ihm diese Wahrheit bewusst wurde und er wieder in der Lage war entsprechend misstrauisch zu reagieren: „Und wer behauptet, dass ich Ihre Freundschaft will? Dass ich überhaupt getröstet werden muss?“ Sicher, manchmal konnte auch Jake sich nicht zurückhalten und ging in seinem Leid regelrecht auf. Aber wenn er sich diese Momente der Schwäche gönnte, dann nur, wenn ihm niemand dabei zusah. Jake wollte ganz bestimmt nicht dabei auch noch beobachtet werden.

Diese verdammte blöde Aufnahme an dieser Schule entwickelte sich immer mehr in irgendetwas, was Jake auf gar keinen Fall wollte und er begann schon ernsthaft darüber nachzudenken, ob er lieber jetzt gleich – und ohne Kevin – das Weite suchen sollte, ehe es später zu spät dafür war. Dass er einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen sich und Leslie gebracht hatte, würde ihm kaum etwas nützen, sollten gleich irgendwelche Kollegen von ihr kommen um ihn zur Krankenstation zu bringen. Gut, Leslies Worte klangen wieder einmal sehr ehrlich. Ein bisschen Blut abnehmen war weiter nicht schlimm, wenn es dabei bleiben würde. Dass sie seine Kleidung nach Drogen durchsuchen mussten klang auch fast logisch. Dass er sich dazu aber ausziehen musste war ungut. Nackt würde er kaum fliehen können, wenn er sich nicht wenigstens ein bisschen Würde erhalten wollte. Und außerdem… Jake lachte kurz und ironisch auf und legte seinen erhobenen Zeigefinger wieder auf die Lehne des Stuhls zurück: „Wie naiv seid ihr eigentlich? Ihr durchsucht die Kleidung nach Drogen und das wars dann?“ Er schüttelte leicht seinen Kopf. Nicht, dass er welche bei sich hatte, aber wenn jemand ernsthaft Drogen hier rein schmuggeln wollte, würde er auch andere Verstecke als seine Klamotten finden. Spätestens jetzt würde er dringend die Toilette aufsuchen wollen. Es war zwar zugegebenermaßen ziemlich eklig seine Körperöffnungen als Drogenversteck zu verwenden, aber durchaus effektiv. Zum Glück – zumindest in gewisser Weise zum Glück - hatte Jake keine Drogen bei sich. Die hatte er schon vor einigen Tagen verloren. Und dazu durfte er sich ja auch „clean“ nennen.

Jake beobachtete Leslie genau, die seiner Aufforderung schließlich nachkam, sich seine Tasche selbst zu holen. Er runzelte die Stirn, als Leslie seinen Laptop auf den Tisch legte. Da war seine Mom ja tatsächlich einmal nett gewesen. Bei dem Familienbild, auf das er kurz einen Blick werfen konnte, geriet er allerdings in eine kurzfristige Starre. Warum hatte Isabell ihm das eingepackt? Was wollte sie damit erreichen?
Er hatte sich von dem Bild noch nicht richtig erholt, als Leslie ihm verkündete, dass er seinen Laptop nicht würde behalten können. „Was soll an dem Ding denn so gefährlich sein?“, fragte er leicht gereizt und verständnisvoll. „Angst, ich hab irgendeine Bombe da drin versteckt?“ Es fiel ihm sichtbar schwer sich zu konzentrieren. Immer wieder schweifte sein Blick zu seiner Tasche, in der nun wieder unsichtbar Claras Bild lag. Selbst auf seinen Widerstand gegen die Krankenstation konnte er sich nicht mehr richtig konzentrieren. Jake fühlte sich wie in einem Nebelschleier der Vergangenheit gefangen. Oh Clara...
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Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 03.03.2013, 18:36

Irgendwie schien ihn ihr Geständnis, warum sie diesen Beruf überhaupt ergriffen hatte, leicht aus dem Takt gebracht zu haben, denn für einen Moment herrschte erst einmal Ruhe und man sah Jake an, dass er angestrengt nach dachte. Dann fing er sich allerdings ganz schnell wieder und sein Misstrauen gegenüber allem kehrte zurück.

„Das behauptet keiner. Wir können es dir nur anbieten. Und es hat schon einige Schüler gegeben die am Anfang so skeptisch wie du waren und es nachher schön fanden jemanden zu haben der ihnen zu gehört hat und für sie da gewesen war.“ Bei manchen hatten sie durch das Vertrauen, das sich nach und nach entwickelt hatte, sogar Dinge erfahren bei denen es notwendig gewesen war, dass sie das Jugendamt oder die Polizei eingeschaltet hatten, damit die Jugendlichen nicht mehr zu ihren Eltern, die sie geschlagen oder vergewaltigt hatten, zurück gemusst hatten. Und dafür waren ihnen die meisten Kids dankbar.

Zum Glück beruhigte sich Jake, nachdem sie ihm erklärt hatte was ihn auf der Krankenstation erwartete, wieder ein wenig und legte die zuvor drohend erhobene Hand zurück auf die Lehne des Stuhls, bevor er sie wegen der in seinen Augen stümperhaften Suche nach Drogen als naiv bezeichnete. Dabei war ihnen schon klar, dass es noch andere Verstecke für dieses Teufelszeug gab. „Jake, glaub mir, wir wissen schon das es da noch ganz andere Verstecke für die Drogen wie die Kleidung gibt. Aber diese doch recht unangenehme Durchsuchung wollen wir euch ersparen. Dafür behält der Betreuer, der mit dir zusammen in der Hütte lebt, dich in den ersten Tagen ganz genau im Auge. Und sollte er etwas entdecken was ihn stutzig macht, dann wird er dein Zimmer und deine Sachen erneut untersuchen und vom Arzt einen Drogentest machen lassen. Sollte der dann positiv sein und der Betreuer hat nichts bei deinen Sachen gefunden, dann wird er mit dir sprechen und dich darum bitten die Drogen heraus zu geben. Klappt das nicht, dann wirst du eine größere Strafe erhalten und die gesamte Schule wird auf den Kopf gestellt. Und glaub mir, bisher haben wir dabei alles gefunden was wir gesucht haben. Schließlich kennen wir so langsam alle Verstecke der Schüler.“ Sie lächelte ihm noch einmal kurz zu, dann begann sie seine Sachen gründlich zu untersuchen.

Als sie den Laptop dann zur Seite legte, runzelte Jake die Stirn, sagte allerdings erst einmal nichts dazu. Dafür erstarrte er plötzlich, nachdem sie das Familienbild in den Händen gehalten und er dabei einen Blick darauf hatte werfen können. Diese Reaktion war ungewöhnlich und ließ sie immer mehr vermuten, dass es in der Familie noch etwas gab von dem keiner bisher etwas erfahren hatte, denn eigentlich waren die meisten Schüler froh darüber ein Bild ihrer Familie dabei zu haben. Doch ihn zu fragen warum er so reagiert hatte, würde nichts bringen, weil er ihr dazu eh nichts sagen würde. Das hatte sie ja bereits bei ein paar anderen Fragen erlebt. Also machte sie weiter und wie sie schon angenommen hatte, passte es dem Jungen nicht, dass er seinen Laptop nicht behalten durfte. „Es ist nichts gefährliches an ihm und das eine Bombe darin ist glaube ich auch nicht. Aber Computer sind hier nicht erlaubt, weil ihr euch mit anderen Dingen beschäftigen sollte und nicht den ganzen Tag hinter diesen Dingern sitzen sollt.“, antwortete sie ihm ruhig, als ihr plötzlich sein leicht hektischer Blick auffiel, der stets zwischen ihr und der Tasche hin und her wanderte. „He, was ist denn los? Geht es dir nicht gut?“, erkundigte sie sich deshalb behutsam, weil es hin und wieder schon vorgekommen war, dass den Kids die ganze Prozedur der Aufnahme auf einmal zu viel wurde und es ihnen dadurch übel wurde oder das sie Probleme mit dem Kreislauf bekamen. Und das geschah leider ganz besonders häufig bei Schülern, die wie Jake direkt aus der Entzugsklinik hierher gekommen waren.

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Jake O'Bryan
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Beitrag von Jake O'Bryan » 06.03.2013, 19:24

„Na toll!“ Der Unwillen war deutlich aus Jakes Stimme zu hören. Jetzt war ihm auch klar, warum Leslie seinen Betreuern von seinem ersten Fluchtversuch nichts erzählen würde. Von wegen und es würde ein leichtes werden ihnen etwas vorzuspielen. Irgendwie hatte er bisher damit gerechnet, dass ihm ein gewisser Vertrauensvorschuss gegeben wurde. Wie er jetzt aber erkennen musste hatte Jake sich da bitter getäuscht. Selbst in der Entzugsklinik hatte er nicht unter einer so genauen Beobachtung gestanden, wie er das hier nun erwarten durfte. Im Gegenteil. In der Klinik war er oft sogar sich alleine überlassen geblieben. Dort hatte nie jemand seine Schlafprobleme angesprochen, falls sie es überhaupt bemerkt hatten. Oder aber sie hatten es als eine Nebenwirkung des Entzugs angesehen. Das Ding war nur, dass Jake immer noch kaum schlafen konnte, obwohl er inzwischen keinerlei ‚bösartigen‘ Wirkstoffe mehr in sich trug. Seiner Bitte nach Schlaftabletten war dort natürlich niemand nachgekommen. Jedenfalls schienen die Leute an dieser Schule auch nicht so dumm zu sein, wie sie zuerst den Anschein erweckten. Die Aussichten, die sich Jake stellten, wenn er sich irgendwelche Dummheiten erlaubte gefiel ihm gar nicht. Er fragte sich, welche Verhaltensweisen wohl unter den Punkt ‚merkwürdig‘ fielen. Anstatt nachzufragen grummelte er aber nur ein mürrisches „Ich bin clean“ in Leslies Richtung. Er hatte doch weiß Gott keine Lust sich permanent irgendwelchen Durchsuchungen unterziehen lassen zu müssen.

Und dann veränderte sich Jakes Verhalten schlagartig, nachdem er das Familienfoto aus glücklicheren Zeiten gesehen hatte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund störte es Jake ungemein, dass Leslie es ebenfalls gesehen hatte. Dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – war er ihr dankbar, dass sie nichts zu dem Bild gesagt hatte. Jake runzelte erneut seine Stirn als er hörte, warum er seinen Laptop nicht behalten durfte. Sein Blick ging weit in die Ferne. Er sollte sich mit anderen Dingen als einem Computer beschäftigen? Wirklich? Ob das tatsächlich besser war? Jake würde seinen Laptop der Toten in seinem Kopf jedenfalls tausendmal vorziehen. „Wenn Sie meinen…“, murmelte er lediglich. Für mehr Widerstand war er nicht mehr in der Lage. Eins der schrecklichsten Bilder seiner Erinnerungen schob sich vor sein inneres Clara-Bild, welches er eben noch vor sich gesehen hatte. Die Clara auf dem Foto machte einer anderen Clara Platz. Einer totenbleichen Clara, der Blut im Gesicht klebte und ihn anklagend ansah. Jake schauderte leicht und schloss die Augen.
Etwas verspätet registrierte er Leslies Frage. Langsam öffnete er seine Augen wieder und versuchte angestrengt nicht ganz so gequält auszusehen, wie er sich fühlte. Würde er sich irgendwann an diese Bilder gewöhnen? Wann würde ihm nicht mehr der Schweiß auf der Stirn stehen, wenn er an das Ableben seine Schwester dachte? Was hatte Leslie gefragt? Jake wusste es nicht mehr. Er sah sie eine Sekunde lang verständnislos an, aber als ihm klar wurde, dass ihm ihre Frage nicht mehr einfallen wollte, startete er stattdessen eine Gegenfrage. „Sind wir fertig?“ Auf einmal verspürte er nur den ungemeinen Drang sein Gespräch mit Leslie zu beenden. Er wollte nicht mehr länger vor ihren prüfenden und durchdringenden Augen stehen. Er wollte nur noch weg. Und wenn er dafür diese ärztliche Untersuchung über sich ergehen lassen musste. Mit etwas Glück hielt er diese durch, in der Hoffnung, dann endlich alleine sein zu können. Noch konnte er den üblen Beigeschmack in seinem Mund ganz gut ignorieren.
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Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 09.03.2013, 20:31

Selbstverständlich gefiel es Jake nicht im geringsten in der ersten Zeit von seinem Betreuer ein wenig mehr überwacht zu werden, doch die unangenehme Untersuchung all seiner Körperöffnungen würde ihm ebenfalls nicht gefallen, da war Jamie sich sicher. Also war ihre Lösung mit der strengeren Überwachung in ihren Augen ein guter Kompromiss. Allerdings sah das Jake nicht so ganz, doch darauf konnten sie keine Rücksicht nehmen. Schließlich mussten sie sich ja auf irgendeinem Weg absichern, damit neue Schüler keine Möglichkeit bekamen Drogen in die Schule zu schmuggeln und damit womöglich andere, die schon eine ganze Weile clean waren, wieder in Versuchung brachten. „Na dann ist ja alles in Ordnung und du brauchst dir auch keinerlei Gedanken darüber zu machen noch einmal durchsucht zu werden.“, meinte sie deshalb mit einem lächeln im Gesicht.

Bei der Sache mit dem Computer war die Reaktion des Jungen inzwischen ähnlich wie bei den Drogen. Es kam lediglich noch ein knappes 'Wenn sie meinen' und dann schweifte sein Blick wieder von ihr ab. Dieses Mal blieb sein Blick jedoch in die Ferne hängen und er sah nicht mehr ständig zwischen ihr und seiner Tasche hin und her. Dabei wirkte er völlig abwesend und schloss sogar für einen kurzen Moment die Augen. Ein weiterer Beweis dafür das ihn irgendetwas stark beschäftigte. Es musste sogar etwas so wichtiges sein, dass er noch nicht einmal ihre nächste Frage, ob es ihm nicht gut ging, mitbekam. Ratlos sah er sie für einige Sekunden an und stellte ihr dann ein, vermutlich weil es ihm peinlich war sie zu bitten ihre Frage nochmals zu wiederholen, eine Gegenfrage. „Ja, dass sind wir. Ich bringe dich jetzt noch zu Mike, unserem Arzt, der sich dann weiter um dich kümmern wird, da ich wieder hierher zurück muss um mit Kevin zu sprechen. Aber ich habe, dass hoffe ich zumindest, noch eine erfreuliche Nachricht für dich. So wie ich vorhin, als ich deinen Laptop auf den Schreibtisch gelegt habe, in der Liste gesehen habe, ist Kevin in der selben Gruppe wie du. Das heißt du kennst dort schon einmal jemanden und das ist doch schön.“ Vielleicht munterte Jake diese Nachricht wenigstens ein bisschen auf, denn so traurig wie er im Moment vor ihr stand, tat der Junge ihr unendlich leid.

„Aber nun komm. Ich bringe dich rüber zur Krankenstation.“, forderte sie ihn ganz locker auf. Dann ging sie zur Tür, öffnete sie und wartete bis der Junge das Büro verlassen hatte.

TBC: Krankenstation - Untersuchungszimmer 2

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Jake O'Bryan
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Beitrag von Jake O'Bryan » 12.03.2013, 19:44

Zum Glück würde Jake Leslie schon sehr bald los sein. Er konnte ihr kaum zuhören, weil er angestrengt darin bemüht war die Gedanken in seinem Kopf zu ignorieren. Das Verrückte daran war, je mehr er versuchte sich zur Ablenkung auf Leslie zu konzentrieren, desto weniger konnte er sie verstehen. Ihre Stimme schien von weit her zu kommen. Sie klang dumpf und wurde von einem anderen Geräusch, einem Rauschen in seinen Ohren, überlagert. Irgendetwas erzählte sie über Kevin. Was genau ging an dem dunkelhaarigen Teenager vorbei. „Das ist ja super“, sagte er, ohne zu wissen, was ihn eigentlich freuen sollte. Vermutlich konnte er Leslie mit seiner Antwort nicht täuschen. Aber das war ihm egal. Hauptsache, sie drang nicht weiter in ihn ein. Hauptsache, sie würde ihn einfach zur nächsten Etappe seiner furchtbaren Aufnahme bringen und wieder verschwinden. Die Aufnahme in der Entzugsklinik war dagegen ein Leichtes gewesen. Dort hatte sie ihm einfach nur ein Zimmer zugewiesen, seine wenigen Habseligkeiten, die er bei sich hatte, gründlich durchsucht und ihm Blut abgenommen um herauszufinden, auf welche Art Drogen er stand. Mit ihm geredet hatte dort kaum einer.
Jake wusste nur zu gut, dass er sich im Augenblick in einer Situation befand, in der er normalerweise zu seinen Drogen gegriffen hätte. Egal, was alle anderen darüber sagten, aber sie halfen ihm wenigstens seine inneren Dämonen zu vergessen, wenn sie sich so wie jetzt unaufhaltsam in ihm ausbreiten wollten. Oder zumindest die bleierne Übelkeit, die die Bilder in seinem Kopf verursachte, zu vertreiben. Jetzt aber musste er gegen die Qual in sich ankämpfen, in dem verzweifelten Versuch nicht durchzudrehen. Alles verursacht durch den unerwarteten Anblick eines einfachen Fotos.

Als Leslie ihm die Tür aufhielt, ließ sich Jake kein zweites Mal bitten. Sofort kam er ihrer Aufforderung nach den Raum zu verlassen. Seine Reisetasche, die Leslie neben ihren Schreibtisch gestellt hatte, ließ er unbeachtet stehen.
Im Flur registrierte Jake zwar, dass er an Kevin vorbeiging, der wartend auf eine völlig merkwürdige Weise auf einem der Stühle hockte, aber auch ihm schenkte Jake keine weitere Beachtung. Er konzentrierte sich voll und ganz darauf einen Fuß vor den nächsten zu setzen und fixierte dabei die herannahende Tür, als könne er den Weg zu ihr dadurch verkürzen. Er musste so schnell wie möglich frische Luft schnappen.

Tbc: Krankenstation - Untersuchungszimmer 2
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Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 10.04.2013, 22:32

cf: Vor den Büros

Hinter ihm schloss sie dann die Tür und deutete auf die Stühle vor dem Schreibtisch. „Setzt dich bitte, damit wir uns in aller Ruhe unterhalten können.“ Langsam ging sie um den Schreibtisch herum. Bevor sie sich allerdings setzte, sah sie noch kurz zu Kevin. „Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Vielleicht einen Saft, ein Wasser, oder einen Tee?“, fragte sie ihn freundlich.

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Kevin McDonald
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Beitrag von Kevin McDonald » 12.04.2013, 22:44

pp: Vor den Büros

Kevins Plan ging auf, denn auf dem Weg zu dem Büro bekam er mit, dass sich Leslie von Andrea verabschiedete. Und das hatte er geschafft, ohne dass er seine Sachen hatte abgeben müssen, das bedeutete, seine Technik würde auf alle Fälle in der Schule bleiben, aus seiner Sicht war das noch die beste Lösung, denn die schienen hier wirklich ihre Prinzipien zu haben.

Auf Leslies Erklärung bezüglich der Aktualität des Unterrichtsmaterials entgegnete Kevin mit einem Kopfschütteln: "Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, dass das eine ziemlich rückständige Arbeitsweise ist?" Er erwartete nicht wirklich, dass sie es verstehen würde, denn er hatte ja bereits erkannt, dass sie hier scheinbar an altmodischen Vorgaben festhielten. Ob man da was ändern konnte? Das würde aber eine große Herausforderung werden.

Die Sache, dass er überhaupt keinen Zugang zu einem Computer haben sollte, ignorierte Kevin schon alleine deswegen, weil die Situation für ihn undenkbar war, das konnte er sich schlichtweg nicht vorstellen. Kevin zuckte mit den Schultern: "Klar können sie bestimmen, wo ich mich aufhalte. Darum bin ich ja hier, oder glauben Sie, ich wäre hier, wenn ich etwas zu sagen hätte?" Ihn überzeugte nicht, dass die Aufseher hier wohl Funkgeräte hatten, denn die Schüler erhielten ja wohl keines, und es konnte doch passieren, dass man von der Gruppe getrennt wurde. Kevin wusste ohnehin nicht, wie er es in einer Gruppe Durchgeknallter überhaupt aushalten sollte.

Im Büro angekommen setzte er sich auf einen der Stühle und setzte seinen Rucksack vorsichtig neben sich auf den Boden, um das übrige Gepäck hatte er sich wie bisher überhaupt nicht gekümmert. "Einen Saft, bitte", erwiderte Kevin, dann wurde seine Miene plötzliche misstrauisch, "oder vielleicht doch nicht? Ich weiß ja nicht, ob Sie da was rein mischen." Davon hörte man ja immer wieder, vielleicht wollte man so die Schüler hier ruhig stellen.
[align=center]Das nebenstehende Avatarbild basiert auf dem Bild "66ème Festival du Cinéma de Venise (Mostra), 11ème jour (12/09/2009) Tapis rouge pour la soirée de cloture du Festival de Venise 2009" aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und steht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic Lizenz. Der Urheber des Bildes ist Nicolas Genin.[/align]

Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 15.04.2013, 22:01

„Nein, wir mischen euch da bestimmt nichts rein. Das dürfen wir ja gar nicht, denn wenn wir so etwas täten und es käme durch einen blöden Zufall heraus, dann würde die Schule geschlossen werden. Und das wird unser Schulleiter, nachdem er so viel Arbeit und Geld in die Schule gesteckt hat, mit Sicherheit nicht riskieren.“ Leslie konnte sich nur noch über die Vorstellungen mancher Schüler über die Schule amüsieren. Trotzdem fragte sie sich ob sie denn wirklich so abstossend wirkten? Leslie hatte eigentlich nicht den Eindruck. Und ihre Website sah auch recht einladend aus. In den Augen von Kevin aber offensichtlich nicht, denn als Computerfreak hatte er sich die Seite ganz bestimmt angesehen.

Um ihm aber zu zeigen, dass sie ihn wirklich nicht vergiften wollte, holte sie aus dem Schrank eine neue Packung Orangensaft, zeigte sie Kevin und erst dann nahm sie eine Schere, öffnete die Packung und goss davon in ein Glas. Dieses stellte sie dann vor Kevin auf den Tisch. „So bitte.“, meinte sie und holte dann erst einmal tief Luft.

„Kevin, du magst recht damit haben, dass diese Arbeitsweise etwas rückständig ist, aber wir kommen damit bestens klar und viele unserer Schüler besuchen später das Kollege.“, ging sie noch einmal kurz auf das ein was er ihr auf ihre Erklärung wegen der Informationen aus dem Internet geantwortet hatte und setzte sich dann auch.

Sie legte ihre Hände auf den Tisch vor sich und sah den Jungen an. „Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass du im Internet schon versucht hast so viel wie möglich über uns heraus zu finden, aber trotzdem möchte ich dir jetzt erst einmal die Möglichkeit geben Fragen, die du vielleicht doch noch hast, zu stellen.“

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Kevin McDonald
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Beitrag von Kevin McDonald » 19.04.2013, 20:26

Nun, das war ja klar, dass sie es hier nicht zugeben würden, wenn sie den Schülern etwas in die Getränke oder in das Essen mischten. Sowas konnte sich ja niemand leisten, da forderte man ja rechtliche Probleme geradezu heraus. Natürlich würden sie das, wenn sie das wirklich machten, heimlich machen. Kevin hätte es Leslie rein aus gutem Willen heraus sogar geglaubt, dass sie hier nichts reinmischten, aber dazu kam er gar nicht. Denn Leslie stand auf und öffnete für ihn eine neue Packung Saft. Kevin war ehrlich beeindruckt, soviel Kompromissbereitschaft hätte er gar nicht erwartet. Vielleicht konnte man ja wegen seines Tablets oder der anderen Geräte auch einen Kompromiss schließen. Versuchen würde er das in jedem Fall, immerhin war man ihm ja jetzt auch entgegen gekommen. "Danke", erwiderte Kevin, nachdem er das Glas erhalten hatte.

"Ja, aber man muss doch mit dem Fortschritt gehen", diesen Kommentar konnte Kevin sich nun wirklich nicht verkneifen. Mochte ja sein, dass die Schüler den Sprung aufs College schafften, aber es konnte doch auch nicht schaden, wenn sie mit modernen Methoden darauf vorbereitet wurden. Kevin wettete, dass sich niemand erkundigte, wie die Schüler dann auf dem College zurechtkamen, vielleicht waren sie mit den modernen Möglichkeiten völlig überfordert.

Auf Leslies Frage hin überlegte Kevin kurz und antwortete dann: "Ich weiß nicht, ob ich direkt spezielle Fragen habe. Ich meine, natürlich hab ich mir Ihre Website angesehen und die Schule gegoogelt, ich habe aber nur den Bericht eines vermutlich ehemaligen Schülers gefunden, der begeistert war, vor allem von dem sportlichen Aktivitäten." Das es nicht mehr Informationen außerhalb der schulischen Website gab, sprach doch dafür, dass die Absolventen keine aktuelle Medienkompetenz hatten. Kevin sah Leslie nachdenklich an: "Ehrlich gesagt kann ich mir noch nicht recht vorstellen, wie das hier laufen soll, und warum meine Eltern gerade diese Schule hier toll fanden, ich glaube ja nicht, dass ich hier richtig bin. Ich habe ja diese ganze komische Ausrüstung da draußen, die wir gekauft haben. Es steht uns aber schon frei, an welchen von diesen komischen Aktivitäten wir uns beteiligen, oder? Ich mein, schließlich ist nicht jeder für Sport geschaffen." Kevin zuckte mit den Schultern, er hielt sich selbst nicht für unsportlich, aber jeden Quatsch musste er ja nun auch nicht mitmachen.
Zuletzt geändert von Kevin McDonald am 19.04.2013, 20:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 22.04.2013, 22:12

Für das Glas Orangensaft bedankte Kevin sich, dafür musste er unbedingt anmerken, dass die Schule doch mit dem Fortschritt gehen müsste. Einerseits hatte er damit Recht, aber andererseits tat es gerade solchen Schülern wie Kevin auch gut, wenn sie mal für eine Weile an keinen Computer kamen, sondern sich mit anderen Dingen beschäftigten. Doch sich nun noch weiter über dieses Thema zu diskutieren würde nichts bringen, zumal sie ihm eh nicht erlauben würden mit seinem Computer zu arbeiten. Aber dazu würden sie später noch einmal kommen.

Jetzt nickte sie nur leicht, als er ihr von dem Bericht eines ehemaligen Schülers erzählte, dem ihre sportlichen Aktivitäten offensichtlich große Spaß gemacht hatten und verfolgte was er noch zu sagen hatte. Erst als er fragte ob es ihnen frei stünde an welchen Aktivitäten sie teil nehmen würdem, schüttelte sie den Kopf. „Nein, die Teilnahme an allen Aktivitäten, die von deinen Betreuern geplant werden, ist Pflicht, egal wie sportlich du bist. Es liegt uns nicht daran, dass du sportliche Höchstleistungen vollbringst, viel eher ist es uns wichtig, dass du dich bewegst und einfach ein wenig Spaß hast. Und wenn du am Anfang einige Probleme hast, dann wird dich dafür keiner auslachen und mit der Zeit wirst du schon besser mithalten können. Vielleicht waren die sportlichen Aktivitäten und die Bewegung an der frischen Luft sogar gerade der Grund warum deine Eltern dich hierher geschickt haben, weil sie der Meinung waren, dass es dir nach der langen Zeit wo du nur vor dem Computer gesessen hast, gut tut dich mal etwas mehr zu bewegen.“

Sie machte eine kleine Pause. „Und um deine Ausrüstung werden wir uns später kümmern. Ich denke jetzt sprechen wir erst einmal über unsere Regeln. Sehr viele sind es nicht, aber da sie wichtig sind, achten wir sehr auf ihre Einhaltung. Wie du dir ja bestimmt schon vorstellen kannst, sind hier alle Suchtmittel, egal ob es sich um Tabletten, Zigaretten, Alkohol oder was es noch so alles gibt, verboten. Ebenso gibt es für euch keine coffeinhaltigen Getränke, weil wir es schon erlebt haben, dass einige Schüler dadurch zu aufgedreht wurden und gerne anfangen haben sich mit den Mitschülern zu streiten. Außerdem ist es euch am Anfang nicht erlaubt das Schulgelände ohne Begleitung zu verlassen. Das dürft ihr erst später wenn wir euch besser kennen und einschätzen können ob ihr euch an die Regeln haltet oder eher nicht. Das die Teilnahme am Unterricht Pflicht ist, ich glaube das muss ich dir erst gar nicht sagen. Dafür das ihr nach 23 Uhr in euren Zimmern sein müsst. Und dann gibt es noch das Thema Freundschaften zu den Mädchen. Generell haben wir nichts dagegen wenn ihr eine Freundin habt, aber es wird nicht gerne gesehen wenn diese Freundschaften zu weit gehen. Möchtest du dazu noch etwas wissen?“, fragte sie den Jungen, weil viele Schüler nicht gerade begeistert von den Regeln waren, obwohl es andere Schulen gab wo es noch sehr viel mehr und auch strengere Regeln gab.

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Kevin McDonald
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Beitrag von Kevin McDonald » 26.04.2013, 21:24

Das was Leslie ihm erzählte, klang dann doch mehr nach Anstalt oder Gefängnis, man konnte doch Leute nicht zwingen, irgendwelche sportlichen Aktivitäten zu machen. Kevin ging es gar nicht darum, dass er so etwas grundsätzlich nicht machen wollte, manches konnte ja ganz interessant sein. Rafting wollte er schon immer mal machen, auch Klettern klang interessant. Aber so Gruppenübungen mit einem Haufen Psychos, das konnten sie vergessen, so nahe wollte er denen hier ja gar nicht kommen. Aber das brauchte er jetzt wohl nicht diskutieren, das musste er dann lösen, wenn es soweit war, schließlich wäre es sicherlich interessant, wenn sie ihn zu einer Aktivität mitnehmen wollten, wenn er sich im Sitzstreik oder ähnliches befand. Das wäre sicher kontraproduktiv für eine Gruppe. "Wir werden ja sehen", murmelte Kevin als Antwort lediglich. Von wegen, er saß viel vor dem PC, er ging immerhin zur Schule und war auch sonst manchmal unterwegs, man konnte ihn also kaum mit den Nerds vergleichen, die wirklich süchtig nach Computern waren.

Durchaus interessiert hörte er den Regeln zu, die er im wesentlichen nicht als Problem empfand. Wenn er hier verschwinden wollte, würde er gehen, so einfach war das, ihm war schon klar, dass sie versuchten, die Jugendlichen hier zu halten, schließlich bekamen sie Geld für sie. Und Freundschaft, also dieses Mehr an Freundschaft zu einem Mädchen würde er hier sicherlich nicht suchen, hier war bestimmt nichts vernünftiges zu finden. Kevin zuckte mit den Schultern: "Ich glaube nicht. Von Drogen halte ich ohnehin nichts, rauchen tu ich nicht, und Alkohol schmeckt zwar, ist aber ja meistens auf Schulen verboten. Allerdings finde ich es interessant, dass Sie im Prinzip pauschal allen Schülern Gewaltpotential unterstellen, wenn sie Cola oder ähnliches trinken. Klar mag das bei manchen zutreffen, aber ich zum Beispiel hab ich noch nie ein Problem damit gehabt. Und wenn Sie schon Wert darauf legen, dass die Schüler ihre Aufgaben altmodisch erledigen, müsste man eigentlich dafür sorgen, dass sie länger aufmerksam und wach bleiben." Kevin war schon klar, dass er versuchte, hier ein bißchen zu provozieren, aber er wollte schon, dass Leslie klar wurde, dass er kein Marionettenschüler war, der einfach so alles hinnahm.
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Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 30.04.2013, 19:55

Die knappe Aussage 'Wir werden ja sehen' ließ Leslie schon darauf schließen, dass der Junge wohl versuchen würde sich gegen die Gruppenaktivitäten zu wehren. Aber das hatten vor ihm schon einige getan und irgendwann hatten eigentlich alle eingesehen, dass es besser war sich zu fügen, wenn sie nicht ständig irgendwelche Strafen kassieren wollten. Und bei Kevin würde es bestimmt genauso sein.

„Das ist schon einmal schön.“, meinte sie dann, als er ihr erklärte, dass er weder Drogen nahm, noch rauchte oder Alkohol trank. Nur das sie hier kein Coffein zu sich nehmen durften, gefiel ihm nicht wirklich und er war der Meinung, dass sie doch in Bezug auf die Gewaltbereitschaft nicht alle über einen Kamm scheren konnten. „Das tun wir doch auch gar nicht. Aber da wir gerade am Anfang nur schwer einschätzen können wie die Jugendlichen sind, finden wir es einfach besser wenn alle keinen Kaffee oder Cola bekommen. So werden nämlich alle gleich behandelt. Und du wirst sehen, es gibt noch so viele Dinge die man trinken kann, sodass es dir gar nicht schwer fallen wird auf coffeinhaltige Getränke zu verzichten. Und zum wach halten braucht man das Coffein auch nicht. Wenn man merkt das man müde wird, dann bringt es auch etwas mal eine Pause zu machen und ein wenig raus an die frische Luft zu gehen. Dadurch wird man auch wieder wach und kann wieder klarer denken. So und nun müsste ich mir noch deine Taschen ansehen, um zu kontrollieren das du keine verbotenen Dinge mitgebracht hast. Würdest du dafür bitte deinen Rucksack auf den Schreibtisch stellen, während ich noch deine anderen Sachen von draußen hole.“, bat sie den Jungen. Danach stand sie auf, ging nach draußen und holte noch seine anderen Taschen in das Büro, um auch sie zu durchsuchen.

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Kevin McDonald
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Beitrag von Kevin McDonald » 07.05.2013, 20:23

Kevin stellte sich schon die Frage, ob wie man hier die Leute zu etwas zwingen wollte, was die nicht machen wollten. Klar, bestimmt würden sie es zuerst einmal mit reden versuchen, das war ja irgendwie das Konzept hier. Aber wenn das nichts half? Gewalt, Prügel? Er musste sagen, darauf war er schon sehr gespannt. Aber klar war für ihn auch, er würde nur die Aktivitäten mitmachen, die interessant waren, bei den anderen konnten sie ihn lange bitten, auf welche Weise auch immer. Das konnte vielleicht noch richtig spaßig werden.

Leslies Argumentation fand Kevin nicht wirklich schlüssig, aber noch bevor er was sagen konnte, teilte sie ihm mit, dass sie jetzt seine Sachen durchsuchen würde. Kevin stellte seinen Rucksack vorsichtig auf den Tisch, er würde auch stehen bleiben, denn er wollte sicher sein, dass Leslie nichts von seiner Ausrüstung kaputt machte, oder vielleicht einfach so heraus nahm. Vielleicht musste er ihr auch einige Sachen erst erklären, schließlich waren sie hier ja technisch nicht so ganz auf dem neuesten Stand. Als sie mit seinem restlichen Gepäck herein kam, lehnte Kevin sich mit verschränkten Armen an den Tisch und meinte: "Ich finde übrigens schon, dass Sie alle Schüler über einen Kamm scheren, wenn wegen einigen wenigen, die vielleicht mit Koffein Probleme haben, das gleich komplett verboten wird. Verstehen Sie mich nicht falsch, wenn es verboten ist, dann ist es eben so, aber die Argumentation finde ich nicht sehr schlüssig." Er würde, je nachdem wie das hier laufen würde, dann eben mal ausloten müssen, inwieweit man sich Cola über das Internet bestellen konnte, insofern an diesen abgelegenen Ort überhaupt etwas geliefert wurde. Gegen Aufpreis sollte das aber vermutlich kein Problem sein.

Kevin rechnete mit Diskussionen, was sein Gepäck anbelangte, das hatte sich ja bereits angedeutet, von daher war er gespannt, wie das hier laufen würde. Wobei er bezüglich seines normalen Gepäcks keine Sorgen hatte, das war bestimmt regelkonform gepackt, das hatte er ja auch nicht selbst übernommen.
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Leslie Morgan

Beitrag von Leslie Morgan » 13.05.2013, 19:40

Als Leslie mit den restlichen Taschen von Kevin zurück in das Büro kam, hatte der Junge seinen Rucksack bereits auf den Tisch gestellt. Allerdings hatte er sich nicht mehr hin gesetzt, sondern stand mit verschränkten Armen neben dem Tisch, so als ob er ihr damit drohen wollte nur nichts aus seinem Rucksack zu nehmen was er ihr nicht erlauben würde. Also befanden sich darin wohl noch so einige technische Dinge, bei denen der Junge, nach dem Gespräch von draußen vor den Büros, bereits ahnte, dass sie sie ihm wegnehmen würde. Doch egal wie sehr er versuchen wollte sie einzuschüchtern, sie störte das nicht.

Mit einem Ruck stellte sie die Taschen, die sie in der Hand hatte, neben dem Rucksack auf den Tisch und begann mit der Durchsuchung. In den Taschen konnte sie jedoch nichts verbotenes finden. Also wandte sie sich dem Rucksack zu. Langsam öffnete sie ihn und warf einen ersten Blick hinein. Dabei fiel ihr als sofort der Tablet PC in die Hand, den der Junge vorhin schon nicht hatte hergeben wollen. Ohne etwas zu sagen zog sie ihn heraus und legte ihn neben dem Rucksack auf den Tisch. Und dann ging es weiter. Sie fand noch einen Laptop, einen Nintendo DS, ein Universalsolarladegerät und einen mobilen Internetstick. Dann folgten noch einige DVDs mit Spielen und Filmen und zu guter letzt auch noch eine externe Festplatte. Alles andere was sich noch in dem Rucksack befand war dann zum Glück in Ordnung. Daher verschloss sie ihn wieder und sah zu Kevin. „Du hast wohl so ziemlich an alles gedacht was man in einer Gegend gebrauchen kann wo zu vermuten ist das die Internetverbindung nicht gerade sehr gut sein könnte. Außerdem wolltest du wohl unabhängig vom Strom sein, wie ich bei diesem Ladegerät vermute. Doch leider darfst du all diese Dinge nicht behalten. Ich werde sie dem Schulleiter übergeben und er schließt sie so lange weg bis du die Schule wieder verlässt. Dann erhältst du sie wieder zurück. Vorher nicht.“, erklärte sie ihm, ohne jedoch dieses Mal viele Gründe dafür zu nennen, da Kevin ihre Argumente von vorhin ja nicht für sehr schlüssig gehalten hatte.

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