Kleiner Computerraum

[Nick Bankins]

Im Computerraum stehen vier Computer an denen die Schüler arbeiten können, um den Umgang mit diesen Geräten zu lernen. Die Computer sind eine Spende von einigen Eltern.

[Nick Bankins]

cf: Klassenraum RR

Marc war Alyssa vorran zu dem Computerraum gegangen und hatte ihn aufgeschlossen. Denn damit die Jugendlichen nicht ohne einen Betreuer an die Geräte konnten, musste er immer verschlossen sein, obwohl die PCs nicht mit dem Netzwerk der Schule verbunden waren und zusätzlich mit einem Fingerabdruckscanner gesichert waren, damit clevere Schüler es, sollten sie doch einmal in den Raum eindringen, die PCs nicht starten konnten und es dadurch auch nicht schaffen konnten ins Netzwerk einzudringen. Es gab zwar auch noch Tricks um diese Sperre zu übergehen, aber es war nicht so einfach, wie mit einem Passwort, das man auch durch bloßes probieren knacken konnte.

[color=dark red]“Na gut, Alyssa. Am besten setzten wir uns da vorne hin und dann fährst du erst einmal den Computer hoch. Den Computer freischalten werde ich machen und dann erkläre ich dir erst einmal die wichtigsten Komponenten des Computers und wir werden ein wenig an Text- und Tabellenverarbeitungsprogrammen arbeiten. In der nächsten Informatikstunde werden wir uns dann auch mal einen Computer von innen ansehen. Ich denke, das dürfte dich doch auch interessieren.”[/color], versuchte er in dem Mädchen auch noch ein wenig mehr das Interesse an der Informatik und dem Unterricht im Allgemeinen zu wecken.

[Alyssa Cabot]

pp: Klassenraum RR

Alyssa betrat den Computerraum und setzte sich an den PC, den Marc ihr gezeigt hatte. "Hochfahren heißt anmachen?" fragte sie, drückte aber ohne auf die Antwort ihres Lehrers zu warten, auf den Knopf. Das konnte sie immerhin. Marc's Anmerkung, das Innere eines Computers könnte sie interessieren, ließ sie unkommentiert. Tatsächlich interessierte es sie überhaupt nicht.

[Marc Flemming]

Marc wartete bis sich der Computer hochgefahren hatte und nachdem der Anmeldebildschirm erschienen war, wählte er das Benutzerkonto aus und führte dann die Authentifizierung mithilfe des Fingerabdruckscanners durch.

Nur kurze Zeit später ertönte schon der typische Anmeldeton des Betriebssystems und der Desktop erschien. [color=dark red]“Am besten klickst du nun erst einmal auf Start, dort kannst du dann das Textverarbeitungsprogramm auswählen und dir auch die anderen Programme ansehen. Du kannst gerne erst einmal ein wenig herumspielen und dich mit allem vertraut machen, bis wir weitermachen.”[/color], schlug Marc vor und überließ Alyssa den Computer.

[Alyssa Cabot]

Alyssa sah Marc zu, wie er seinen Finger auf ein Feld legte, und den Computer somit anscheinend freischaltete. Eine einfache Melodie ertönte und ein farbiger Bildschirm erschien. Marc trat ein Stück zurück und überließ Lyss den Computer mit der Anweisung zunächst auf Start zu klicken und sich dann die Programme anzusehen.

In Alyssa's Augen standen dicke Fragezeichen. Vorsichtig bewegte sie die Maus, wie sie es zuvor bei Marc gesehen hatte und versuchte auf das farbig hinterlegte Feld zu klicken, auf dem "Start" stand. Sie drückte zunächst sowohl die linke als auch die rechte Maustaste, woraufhin gar nichts passierte. Also versuchte sie die linke und ein großes Feld erschien. Alyssa sah bunte Symbole und Schriftzüge. Sie runzelte die Stirn und nahm die Hand von der Maus. Sie hatte keine Ahung, was sie tun sollte und das ärgerte sie.

[Marc Flemming]

Deutlich bemerkte Marc, wie Alyssa nur mit Schwierigkeiten mit dem Computer umzugehen wusste und dann schließlich, als sie das Startfenster geöffnet hatte, vollkommen verzweifelte. Dabei waren in der Leiste gar nicht so viele Programme zu erkennen. Eine Programmierumgebung, ein Browser und der Rest waren Office-Programme, die ihr jedoch scheinbar auch nicht bekannt waren. Möglicherweise waren es auch einfach nur die vielen Icons, die in ihrer Gesamtheit wahrscheinlich sehr verwirrend wirkten.

[color=dark red]“Klick am besten jetzt erst einmal auf das Schreibprogramm dort oben in der Ecke. Dann werden wir üben wie man mithilfe von Vorlagen Briefe erstellt.”[/color], erklärte Marc und wartete dann ab, bis sich das Programm gestartet hatte. [color=dark red]“Jetzt klickst du auf File und dort auf Wizards. Dort findest du die Vorlagen und die werden wir dann entsprechend anpassen.“[/color] Zwar war die arbeit mit Vorlagen recht langweilig, aber es war auch die einfachste und schnellste Möglichkeit mit der Textverarbeitung zu experimentieren.

[Alyssa Cabot]

Das Schreibprogramm dort oben in der Ecke? "Ja welches denn?" rief Alyssa, ihr Stimme schwankend zwischen Wut und Verzweiflung. Marc zeigte ihr, wohin sie klicken sollte und das tat sie. Auch die weiteren Anweisungen des Lehrers führte sie aus, wurde dabei aber zunehmend gereizter. Vor allem, weil sie das Gefühl hatte, dass Marc sich innerlich über sie lustig machte.

Schließlich platze Lyss heraus: "Was soll'n die Scheiße hier? Wofür soll ich'n das lernen?" Wütend hob sie die rechte Hand, die noch die Maus hielt hoch und ließ das Plastikding fallen.

[Marc Flemming]

Marc war etwas verwundert, als Alyssa ihn plötzlich und unerwartet anschrie. [color=dark red]“Der Umgang mit dem Computer und den wichtigsten Programmen ist heute eine wichtige Voraussetzung für viele Berufe. Dafür sollst du es lernen.”[/color], erklärte er ihr ruhig.

[color=dark red]“Jetzt nimm bitte wieder die Maus und las uns weiter machen.”[/color], bat er sie in der Hoffung, dass sie sich beruhigte und sie weiter machen konnten.

[color=dark red]“Dort wo im Moment noch eine Beispieladresse steht, fügst du jetzt erst einmal die Adresse der Schule oder irgendeine andere ein und genauso machst du es unten in der Empfängerzeile. Wenn du diese Bereiche in der Vorlage ausgefüllt hast, gibst du erst einmal einen Betreff ein. Stell dir vor, du schreibst einen Brief an eine Firma, bei der du dich bewerben willst. Also musst du den Betreff entsprechend wählen und dann auch einen entsprechenden Text dazu schreiben. Ich habe dir hier eine Stellenanzeige aus der Zeitung mitgebracht, die du als Ansatzpunkt für deinen Brief nehmen kannst.”[/color] Marc griff kurz in seine Tasche, holte einen Zettel, den er heute Morgen aus der Zeitung ausgeschnitten hatte heraus und legte ihn Alyssa hin, damit sie sich den Text durchlesen konnte.

[Alyssa Cabot]

"So 'ne Zeitverschwendung!" murmelte Lyss bockig. Sie dachte gar nicht daran, das zu tun, was Marc von ihr verlangte. Schließlich glaubte sie nicht, dass sie jemals einen Beruf erlernen würde, geschweige denn, dass sie überhaupt ihren Schulabschluss machen würde. Ihrer Logik nach brauchte sie also auch keine Computerkenntnisse.

Sie verstand sowieso nur die Hälfte von dem, was sie tun sollte. Und als Marc dann auch noch eine Stellenanzeige aus seiner Tasche kramte, kam Alyssa sich so verarscht vor, dass sie kurzerhand mit der Faust auf die Tastatur schlug und so heftig vom Stuhl aufsprang, dass dieser umfiel.

Am liebsten hätte sie den Stuhl gepackt und in den Monitor gefeuert, aber sie konnte sich gerade noch so beherrschen. Stattdessen stand sie mit zornfunkelnden Augen vor Marc und schrie: "Woll'n Se mich verarschen, oder was?"

[Marc Flemming]

Leider beruhigte sich Alyssa nicht. Im Gegenteil. Sie wurde noch wütender, schlug mit der Hand auf die Tastatur und sprang auf. [color=dark red]“Ich will dich nicht verarschen. Warum sollte ich das denn tun?”[/color], antwortete Marc ernst.

[color=dark red]“Mir liegt etwas daran, dass du gut vorbereitet in die Abschlussprüfung gehst und danach auch einen Ausbildungsplatz findest. Deshalb machen wir das alles hier. Wenn ich es heute Morgen von der Zeit her noch geschafft hätte, hätten die anderen aus deiner Gruppe genau die selbe Aufgabe bekommen. Also bitte, sei vernünftig und probiere es zumindest die Aufgabe zu erledigen. Ich nehme mir gerne die Zeit, setze mich neben dich und helfe dir.”[/color], bot er ihr freundlich an, denn es war ihm schon klar, dass Alyssa große Probleme damit hatte, seinen Erklärungen zu folgen. Aber das machte nichts. Wenn es sein musste, würde er ihr alles mehrmals erklären, bis sie es verstanden hatte. Nur dazu musste sie erst einmal wollen und nicht ständig glauben, dass alle ihr nur bös wollten.

[Alyssa Cabot]

"Ja ja, schon klar! Warum komm' Sie mir dann mit so 'ner Scheiße?!" Lyss zeigte auf die Stellenanzeige, die durch ihr Aufspringen zu Boden gesegelt war. "Als ob ich jemals... JEMALS so etwas schreiben müsste! Ich will gar keinen Abschluss machen und ich brauch auch keine Ausbildung! Sie könn' sich also den bekloppten Brief sonstwohin stecken!"

Alyssa war immer noch auf 180 und würde sich auch so leicht nicht beruhigen lassen. Krampfhaft klammerte sie ihre Hände zusammen, damit sie nicht "aus Versehen" an irgendetwas -oder auch irgendjemand- ihre Wut ausließ.

[Marc Flemming]

[color=dark red]“Wieso solltest du so etwas niemals schreiben müssen? Willst du lieber wieder zurück auf die Straße um dein Geld zu verdienen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dieses Leben gemocht hast. Hier hast du die Chance das alles hinter dir zu lassen und neu anzufangen. Und wenn du deinen Abschluss geschafft hast, werden wir versuchen für dich einen Ausbildungsplatz zu finden. Also du siehst, es liegt nur an dir, was du aus deinem Leben machst. Nur musst du dich dazu ein wenig anstrengen und etwas lernen.”[/color]

Da Marc bemerkte, wie rasend Alyssa war, trat er ein paar Schritte näher und stellte sich mit dem Rücken zu den PCs, damit Alyssa in ihrer Wut nicht einen von ihnen beschädigte.

[Alyssa Cabot]

"Sie wissen NICHTS über mich, NICHTS über mein Leben! Lieber würde ich wieder auf der Straße leben, als hier zu sein!!!" schrie Alyssa aufgebracht. Was sie von sich gab, stimmte nicht ganz. So wie ihr Leben gewesen war, so wollte sie nie wieder leben. Aber Keen... ja, was war eigentlich mit Keen? War er schon tot, saß er noch im Todestrakt? Letztendlich war es egal. Keen war weg, er würde nicht wiederkommen und er würde Lyss nie wieder das Leben zur Hölle machen!

Marc's Erklärung leuchtete Alyssa ein. Aber der Gedanke, sich anzustrengen, etwas zu lernen und an sich zu arbeiten, war erschreckend. Sie konnte sich diesem Gedanken nicht stellen, denn das hätte bedeutet, dass sie würde einsehen müssen, dass Marc wirklich Recht hatte, was zur Folge hätte, dass sie tatsächlich an sich würde arbeiten müssen. Da Lyss das nicht wollte, stellte sie sich lieber von vornherein quer.

[Marc Flemming]

[color=dark red]“Alyssa, bitte beruhige dich. Du magst recht haben, dass ich bei weitem nicht alles weiß, was du bisher erlebt hast. Ich weiß nur die Dinge, die in deiner Akte stehen. Aber das was dort steht ist schon genug, um mir zu zeigen, dass dein Leben auf keinen Fall schön war. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass du so weiter leben möchtest. Und um dein Leben selbst in die Hand nehmen zu können und so zu leben wie du es dir wünscht, musst du einen Schulabschluss haben. Ohne geht es nicht. Und diese Chance bieten wir dir hier. Bei uns kannst du dich in aller Ruhe auf den Abschluss vorbereiten, ohne das dir jemand etwas böses antut.”[/color], sprach Marc behutsam mit Alyssa.

Er konnte sie gut verstehen, dass sie Probleme damit hatte sich von dem Leben auf der Straße auf ein normales Leben hier umzustellen, dass war bei vielen Jugendlichen, die niemand mehr gehabt hatten, der sich um sie gekümmert hatte so, aber sie würde es schon schaffen. Auch wenn es eine Weile dauern würde.

[Alyssa Cabot]

Alyssa versuchte tief durchzuatmen. Sie schwieg einen Moment, um die Kontrolle über sich zurückzuerlangen. Als sie schließlich sprach, war sie zwar wesentlich ruhiger und auch weniger wütend, trotzdem aber noch genauso uneinsichtig wie zuvor. "Ich weiß ja nich' ma', was in ihrer Scheißakte steht! Aber gut zu wissen, dass Sie eine haben!" erwiderte sie.

Plötzlich fiel Lyss ein, dass man in der Akte sicher nachlesen konnte, weswegen sie vor Gericht gestanden hatte. Dann wusste Marc, dass sie nur eine kleine Nutte war! Einmal Nutte, immer Nutte! Und nicht nur Marc würde das wissen, sondern auch Sophie und der Schulleiter (wie auch immer er hieß, Lyss konnte sich gerade nicht an seinen Namen erinnern).

Das Mädchen wurde blass und starrte Marc mit großen Augen an. "Bitte sagen Sie, dass Sie nicht... das wissen... " flehte sie den Betreuer leise an.

[Marc Flemming]

[color=dark red]“Alyssa, mir und auch den anderen Erwachsenen hier ist es egal was du früher getan hast. Das ist Vergangenheit und zählt nicht mehr. Und es wird dir auch niemand von uns Vorwürfe deswegen machen. Und die anderen Schüler wissen nichts davon. Da trifft du die Entscheidung was du ihnen erzählst und was nicht. Von uns erfahren sie es auf jeden Fall nicht, denn das dürfen wir nicht. Wir wollen dir nur helfen, damit du später nicht noch einmal so etwas tun musst, sondern wie jeder andere Mensch ein normales, selbstständiges Leben führen kannst.”[/color], erklärte Marc ihr sehr behutsam, denn er spürte wie unangenehm es ihr war, dass sie darüber bescheid wussten, was sie alles getan hatte. Aber das war normal. Bei allen Schülern wussten sie was sie früher gemacht hatten, denn nur dadurch war es ihnen möglich richtig auf die Jungen und Mädchen einzugehen und ihr Verhalten zu verstehen.

[Alyssa Cabot]

Er wusste es also! Alyssa schluckte schwer, schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Sie war sehr bleich, da ihr die Erkenntnis von eben gerade ganz schön in die Glieder gefahren war. Schließlich sah sie Marc an, wie ein Häufchen Elend stand sie mit hängenden Schultern vor ihm. "Darf ich bitte gehen?" fragte Lyss mit rauer Stimme. Sie räusperte sich.

[Marc Flemming]

Leider schienen seine Worte Alyssa nicht wirklich zu beruhigen. Im Gegenteil. Die Erkenntnis, dass er und alle anderen Betreuer von ihrer Vergangenheit wussten, schien ihr Angst zu machen. Marc tat das Mädchen leid, als sie so traurig vor ihm stand und am liebsten hätte er sie kurz in den Arm genommen um sie zu trösten. Doch er hatte ihr versprochen Abstand zu wahren und er würde sein Versprechen halten.

[color=dark red]“Ja, du kannst gehen. Es ist eh schon spät genug.”[/color], antwortete er sanft zu ihr.

Doch bevor sie zur Tür ging um den Raum zu verlassen, meinte Marc. [color=dark red]“Alyssa, du kannst dir sicher sein, dass keiner von uns den anderen Schülern etwas von deiner Vergangenheit erzählen wird. Und wenn du mit uns über etwas sprechen möchtest, was dich vielleicht bedrückt, dann bleibt das auch unter uns.”[/color]

[Alyssa Cabot]

Alyssa antwortete nicht, sie warf Marc noch einen scheuen Blick zu und wandte sich dann ab. Sie wollte dem Betreuer nicht länger gegenüberstehen müssen. Ihre Gedanken gingen in eine Richtung, die ihr nicht gut tat. Marc war nun mal ein Mann und auch wenn er heute tatsächlich Abstand gehalten hatte und immer sehr ruhig und nett mit Alyssa sprach, so konnte sie doch nicht vergessen, was Männer normalerweise von ihr wollten. Hastig verließ sie den Computerraum.

tbc: Mädchenschlafsaal RR

[Marc Flemming]

Nachdem Alyssa gegangen war, hatte Marc den Computer wieder heruntergefahren, den Raum abgeschlossen und sich auf den Weg zur Cafeteria gemacht. Dort würde er warten, bis Emily, Melissa und Kazuhiko kamen um ihnen zu sagen, was sie für den Unterricht morgen vorbereiten mussten.

Außerdem wollte er darauf achten, dass Kazuiko sich an ihr Versprechen hielt und etwas zu Abend aß. Nicht das er ihr nicht vertraute, aber ihr Gewicht bewegte sich hart an der Grenze zum Untergewicht, sodass es notwendig war, darauf zu achten, dass sie wenigstens ein mal am Tag etwas zu sich nahm.

TBC: Cafeteria