Luca's Ankunft

Antworten
Luca da Silva

Luca's Ankunft

Beitrag von Luca da Silva » 12.12.2009, 19:17

Luca starrte nach draußen und sagte keinen Ton. Warum auch? Sie waren schon seit Stunden unterwegs und die beiden Polizisten, die ihn begleiteten, sagten auch nichts. Anfangs hatte der jünger der beiden versucht mit ihm zu reden, aber da der Jugendliche nicht geantwortet hatte, hatte er es aufgegeben. Aus dem Radio kamen hin und wieder Nachrichten und Musik, die nicht so ganz der Geschmack des jungen Amerikaners waren. Er seufzte leise. Er vermisste seinen Zwillingsbruder, von dem er nicht mal eine Ahnung hatte wo er war. Vermutlich hielt sich Santiago noch in New York auf, aber so ganz sicher war er sich da nicht. Ob sie ihn weg gesperrt hatten? Sein Bruder war nicht gerade der ruhige Typ und er hatte schon in der gemeinsamen Heimzeit Strafen erdulden müssen. Sie hatten gemeinsam versucht ab zu hauen, waren jedoch gescheitert. Für die Betreuer war klar, das Santiago hinter allem steckte, konnten sie doch nicht ahnen, das auch Luca seine Familie da raus haben wollte. Verdammt...sein Vater war vom Tode bedroht und sie schafften ihn weg wie einen kleinen Welpen, der zu nahe an den Wolf heran gekommen war. Sie ahnten nicht, wozu er fähig war, wenn man ihn zwang. Kurz ballte er die Hände zu Fäusten und wollte die Hände auseinander nehmen, wurde dann aber schmerzhaft an die Handschellen erinnert, die er trug.

Kurz sah er nach unten auf das silberne Metall. Als er erfahren hatte, dass sie ihn weg bringen wollten, hatte er sein Zimmer in ein Chaos verwandelt. Sie hatten die Tür abgesperrt, damit er nicht abhauen konnte und selbst als er mit dem Dietrich die Tür geöffnet bekommen hatte, war er nicht weit gekommen. Sie hatten ihn wieder eingesperrt, achteten nicht auf seine Drohungen, auf seine Schimpftriaden...sie achteten nicht darauf, dass er selbst die Möbel versuchte zu Kleinholz zu verarbeiteten und verlangte, wenigstens zu seinem Bruder gelassen zu werden. Einen Monat hatte er seinen Santiago schon nicht mehr gesehen. Sie hatten ihn nicht mal zu seinen Eltern gelassen. Dabei bedeutete seine Familie ihm doch alles, verdammt noch mal. Er schluckte hart und eine Träne bahnte sich den Weg über sein Gesicht, doch sie wurde energisch weg gewischt. Er bemerkte nicht, dass der ältere der beiden Polizisten ihn im Rückspiegel beobachtete. „Wir sind gleich da...“ meinte dieser nur und Luca richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Umgebung.

Wald...nichts als Wald und die Straße vor sich. Wo hatten sie ihn bloß hin gebracht? „Wo sind wir?“ wollte er dann wissen und es waren die ersten Worte, die er seit Stunden gesprochen hatte und das erste Mal, das er überhaupt Anteilnahme zeigte, an dem was hier um ihn herum geschah. „Wo ist Santiago?“ schob der jüngere der Zwillinge nach und sah nun nach vorne. „Dir wird es hier gefallen...hier hast du Ruhe und kannst abschalten...die Betreuer sind sehr nett...“ meinte der eine Cop, ohne auf seine Frage ein zu gehen. „Hey, das hab ich nicht gefragt!“ Doch die beiden schwiegen wieder, wollten ihm offenbar keine Antwort geben.

Schließlich fuhren sie an einem Schild vorbei und so erfuhr Luca wenigstens den Namen der Schule. „Ist das hier so etwas wie ein Bootcamp? Das könnt ihr gleich mal vergessen, Leute!“ erklärte er trocken, als der Wagen hielt und seine Tür geöffnet wurde. „Na los, raus mit dir!“ Luca stieg widerwillig aus, traute er es den beiden doch zu, ihn sonst mit Gewalt hierher zu bringen. Seufzend sah er sich um. Immer noch kein Bruder zu sehen. Ein Teil von ihm hatte ja gehofft, er wäre hier...aber leider sah es nicht so aus. Die Polizisten nahmen eine Reisetasche und einen Rucksack aus dem Kofferraum und orientierten sich kurz, ehe sie ihn eines der Gebäude schoben.

Tbc: Vor den Büros

Antworten