Wald

Die Blue Water High ist umgeben von einem großen Waldgebiet und grenzt an einen See.
Sophie Becker

Beitrag von Sophie Becker » 14.02.2012, 10:57

cf: Lehrerzimmer

Auf ihren Funkspruch hin und die Frage, wo Hannah denn sei, erhielt Sophie die Aussagen nahe der alten Weide. Wo das war wußte die Betreuerin. An den Blitzeischlag konnte sie sich gut erinnern, weil es ordentlich gekracht hatte. Sie nickte nur, obwohl Hannah das ja gar nicht sehen konnte. Nachdem sie die beiden Mädchen aus dem Lehrerzimmer gescheucht und Ellen Bescheid gegeben hatte, rannte sie los. Weit konnte Melissa hoffentlich noch nicht gekommen sein und vermutlich war das Mädchen auf dem Weg in Richtung Straße, denn durch den Wald bis nach Agnes laufen würde zu lange dauern und war zu gefährlich. Da fand die Schülerin es sicher einfacher einen Wagen anzuhalten und sich mitnehmen zu lassen. Nur bedachten die wenigsten dass hier nicht so viele Autos langfuhren. Doch das hieß leider nichts, denn Melissa konnte einfach Glück haben und genau in dem Moment hielt ein Auto und nahm sie eben mit. Damit wäre ihre Suche hier eine regelrechte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Und genau das galt es eben zu verhindern.

Sophie kannte das Mädchen nicht so gut wie Hannah oder Marc, aber trotzdem fragte sie sich, wieso Melissa abhauen wollte. Hatte sie etwas mit dem Einbruch zu tun? War sie in die Krankenstation eingestiegen und hatte die Tabletten gestohlen und lief deswegen jetzt weg, um einer STrafe zu entgehen? Das sie damit nur alles noch schlimmer machte, schien ihr offenbar nicht bewußt zu sein.
Inzwischen hatte Sophie längst den Wald erreicht und rannte in Richtung Straßen, hielt nach Melissa ausschau. Rufen wollte sie das Mädchen nicht, um es nicht auf sich aufmerksam zu machen, daher blieb sie still. Immer wieder blieb die Betreuerin stehen, holte Luft und sah sich um. War da vorn nicht etwas? Sie versuchte mehr zu erkennen, kniff die Augen zusammen. Sicher war sie sich aber nicht und trotzdem lief sie langsam und leise in die entsprechende Richtung.

ooc: ich hab keine Ahnung was geplant ist, wer melissa finden soll und ob überhaupt-

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 15.02.2012, 23:47

Leider hatte sie jedoch nicht damit gerechnet, dass hier nicht so oft ein Auto vorbei kamen. Die drei kurz hintereinander waren wohl purer Zufall gewesen. Danach kam nämlich eine ganze Weile kein einziges mehr. Immer und immer wieder blickte sie in beide Richtungen, denn inzwischen hatte sie sich überlegt, dass es eigentlich egal war wohin sie mitfahren würde. In der anderen Richtung musste es ja auch irgendeinen Ort oder eine Stadt geben. Doch leider kam auch keine Auto, dass in diese Richtung fuhr. Es war einfach zum verzweifeln, denn wenn sie es nicht schaffen würde hier weg zu kommen bevor die Betreuer ihre Abwesenheit bemerkt hatten, dann würden sie sie hier mit Sicherheit sehr schnell entdecken. Deswegen überlegte Mel ob sie nicht doch lieber versuchen sollte durch den Wald bis nach Agnes zu kommen, auch wenn das viel länger dauern würde und außerdem auch um einiges beschwerlicher war als mit einem Auto zu fahren. Aber dafür würden die Betreuer sie nicht so schnell finden können.

Noch einmal blickte sie in beide Richtungen, als sie plötzlich ganz weit entfernt eine Person sah die in ihre Richtung lief. Noch konnte sie nicht erkennen um wen es sich handelte, doch schon alleine ihre Anwesenheit war Grund genug um hier zu verschwinden.

Schnell rannte sie über die Straße und bog in einen Waldweg ein. Diesen lief sie ein ganzes Stück entlang, bis sie immer mehr außer Puste geriet. Erst dann machte sie eine kleine Pause und überlegte was sie am besten mit den Medikamentenpackungen machen sollte, denn wenn die Betreuer sie doch erwischten, dann wäre es gut wenn sie sie nicht mehr bei sich hätte.

Hektisch sah sie sich um, bis sie direkt neben dem Weg einen umgefallenen Baum entdeckte. Wenn sie die beiden Packungen darunter verstecken würde, dann würde sie die Stelle bestimmt später wieder finden.

Ohne noch weiter nachzudenken, eilte Melissa zu dem Baum, ging in die Hocke und grub mit ihren Händen ein kleines Loch in den weichen und feuchten Waldboden. Dann holte sie die beiden Packungen aus ihrer Jackentasche, ließ noch zwei Tabletten in ihrer Hosentasche verschwinden, legte sie dann hinein und verschloss das Loch wieder. Nun musste sie nur noch ein paar welke Blätter über der Stelle verteilen und niemand würde vermuten das dort etwas vergraben war. Doch das war rasch erledigt.

Zufrieden sprang Mel wieder auf und rannte erst noch ein Stück den Weg entlang, dann entschloss sie sich dazu lieber von dem Weg abzuweichen und ihr Glück im Wald zu versuchen. Das dieser Entschluss nicht gerade gut gewesen war, musste sie bereits nach ein paar Metern feststellen, denn hier im Wald kam sie um einiges langsamer voran als auf dem Weg.

ooc: So, nun dürft ihr Mel gerne wieder einfangen :), denn ich hatte nicht vor das sie bis nach Agnes kommt.
[align=center]Das nebenstehende Avatarbild basiert auf dem Bild "Katrina Elam at the Maverick Saloon & Grill in Santa Maria, California, on January 14, 2006." aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und steht unter der Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5 Lizenz. Der Urheber des Bildes ist Dwight McCann.[/align]

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Elizabeth West
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Beitrag von Elizabeth West » 21.02.2012, 01:08

Obwohl Sophie nicht mehr auf ihren Funkspruch und ihre Erklärung antwortete, wusste Hannah, dass ihre Kollegin sich sofort auf den Weg in den Wald gemacht hatte und ihr bei der Suche nach Melissa helfen würde. Im Gegensatz zu zahlreichen Jugendeinrichtungen würde hier kein Betreuer den anderen im Stich lassen, wenn er Hilfe brauchte. Kurz sah sie noch einmal zu der Stelle, wo sich die Zweige bewegt hatten, lief dann aber weiter in Richtung der Straße. Denn wenn Melissa fliehen wollte, dann würde sie sicherlich versuchen zur Straße zu gelangen und sich dort von jemandem mitnehmen zu lassen. Manchmal wünschte sie sich, dass Roger noch hier auf der Schule wäre, denn er war gemeinsam mit Peter wirklich hervorragend darin gewesen ausgebrochene Schüler zu finden und sie wieder zurückzubringen.

Die Straße war schon fast in Sichtweite, als sie plötzlich wieder Melissas Jacke entdeckte. Das Mädchen stand tatsächlich an der Straße, doch leider schien sie sie bemerkt zu haben. Kurz drehte sich ihre Schülerin um und sah in ihre Richtung, bevor sie eilig über die Straße rannte und auf der anderen Seite wieder im Wald verschwand. So wie Melissa sich verhielt, musste sie mittlerweile wirklich davon ausgehen, dass das Mädchen die Schule auf jeden Fall verlassen wollte. Da sie mit Sophie noch ein Ass im Ärmel hatte, das sie im Notfall nutzen konnte, und Melissa sie bereits entdeckt hatte, wagte Hannah es nun auch nach Melissa zu rufen. "Melissa. Ich bin es, Hannah. Warum versuchst du zu fliehen?", rief sie laut, damit das Mädchen sie auch hören konnte.

Aber scheinbar wollte Melissa gar nicht darauf reagieren. Stattdessen verschwand sie immer weiter im Dickicht des Waldes. Glücklicherweise war das Unterholz hier aber sehr dicht, sodass es ihr schwer fiel so schnell zu rennen wie zuvor, doch leider behinderte das zum Teil auch sie. "Melissa, ich bitte dich, bleib stehen. Wenn du Probleme hast, dann können wir gerne darüber reden?", bot sie ihr an und hielt dann auch kurz inne um tief durchzuatmen und Kräfte zu sammeln. Sie konnte nun nur hoffen, dass ihre Schülerin darauf reagieren würde. Wenn nicht, dann mussten Sophie und sie sich dringend etwas anderes einfallen lassen um Melissa aufzuhalten und zu verhindern, dass ihr Schützling durch ihre Flucht und vielleicht auch den Diebstahl in den Jugendarrest geschickt werden würde.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 25.02.2012, 22:46

Mit jedem Meter den sie weiter tiefer in den Wald eindrang, musste sie einsehen, dass diese Entscheidung nicht wirklich klug gewesen war. Immer wieder blieb sie mit ihrer Jacke an den Ästen hängen, oder schaffte es nur mit Mühe und Not sich durch das Dickicht zu quälen. Und manchmal musste sie sogar wieder ein kleines Stück zurück gehen, um auf einem anderen Weg weiter zu kommen. Das alles kostete sie jede Menge Zeit und leider auch einiges an Kraft.

Vielleicht sollte sie doch lieber auf den Weg zurück kehren, überlegte Mel. Aber wo war der Weg? Sie wusste es nicht mehr, da sie schon zu oft die Richtung gewechselt hatte. Also blieb ihr nur die Möglichkeit sich weiter zu kämpfen.

Schritt für Schritt ging sie weiter, während ihr immer wieder Äste ins Gesicht schlugen und ihr auch einige Schrammen zu fügten, als sie plötzlich Hannahs Stimme hörte. War sie denn schon so nahe an sie heran gekommen, dass sie es wagte sie anzusprechen? Hoffentlich nicht. Ängstlich sah Melissa sich um, aber sie konnte niemanden in ihrer Nähe entdecken. Und sie war bestimmt nicht so dumm und würde ihr durch eine Antwort auf ihre blöde Frage, warum sie denn weg laufen wollte, einen Hinweis darauf geben wo sie sich aufhielt. Viel eher versuchte sie nun wieder ein wenig schneller voran zu kommen. Für ein paar Schritte gelang ihr das auch. Doch dann verfing sich ihre Jacke erneut in einem Ast, so dass ihr nur noch die Möglichkeit blieb sie auszuziehen, wenn sie nicht zu viel Zeit verlieren wollte.

Rasch schlüpfte sie aus den Ärmeln und wollte schon weiter laufen, als sie nochmals die Stimme der Betreuerin hörte. Dieses Mal bat sie sie stehen zu bleiben und bot ihr an, wenn sie Probleme hatte, mit ihr zu reden. Melissa schüttelte leicht den Kopf. Was wusste diese Frau denn schon. Das sie Drogen- und Alkoholsüchtig gewesen war und deswegen gestohlen hatte. Aber die Gründe dafür wusste niemand. Ihr ach so liebenswürdiger Vater hatte dem Jugendamt oder der Polizei bestimmt nicht gesagt was er mit ihrer Mutter und ihr getrieben hatte. Wenn das nämlich der Fall gewesen wäre, dann säße er heute mit Sicherheit im Gefängnis. Und das man ihr das nicht gesagt hätte, dass glaubte Melissa nicht. Und wenn doch, dann hätte ihre Mutter sie wenigstens irgendwann angerufen. Da das jedoch nicht der Fall gewesen war, konnte das nur bedeuten, dass er noch immer frei war und damit jederzeit die Möglichkeit hatte ihrer Mutter etwas an zu tun. Deswegen durfte sie auch nicht reden. Aber das alles ständig in sich hinein zu fressen trieb sie fast in den Wahnsinn. Besonders wenn sie nichts hatte was sie von diesen Gedanken ablenkte. Daher musste sie einfach weg von hier, um sich endlich wieder jeden Tag zu dröhnen zu können, bis das Zeug sie wahrscheinlich irgendwann umbringen würde. Doch selbst das war ihr egal, denn dann hätte sie wenigstens ihre Ruhe und ihr Vater kein Druckmittel mehr gegen ihre Mutter. Denn genauso wie er sie erpresste, tat er es bestimmt auch mit ihr.

Verzweifelt rannte sie weiter, auch wenn die Äste ihr nun auch noch die Arme zerkratzten. Aber ohne die Jacke kam sie wenigstens ein bisschen schneller voran. Das sie dabei allerdings auf einen Abgrund zu lief, dass ahnte Mel nicht, da sie sich auf dieser Seite der Straße noch weniger in dem Wald auskannte als auf der Straßenseite wo die Schule lag.

Erst als sie die Äste einer kleineren Tanne auseinander bog und beim hindurch schlüpfen merkte wie der Boden unter ihren Füßen weg rutschte, bemerkte sie das hier wohl etwas nicht stimmte. Schnell versuchte sie sich noch an den Ästen fest zu halten, aber sie war einfach zu schwer für den kleinen Baum. Die Äste rissen ab und sie rutschte den Abhang ein kleines Stückchen hinunter, bis sie auf dem Stamm eines abgestorbenen Baumes, der aus der Wand heraus ragte, halt fand.

Für einen Moment blieb sie an ihm hängen, dann zog sie sich langsam hoch und setzte sich auf den Stamm. Durch den Schreck raste ihr Herz und sie brauchte eine Weile bis sie sich wieder beruhigt hatte. Erst dann begann sie sich um zu sehen. Nach oben zu klettern würde, auch wenn es nicht weit bis zum Rand des Abgrundes war, schwer werden, weil es so gut wie nichts gab woran sie sich fest halten konnte. Doch unter ihr gab es außer der Wand und jede Menge lockerer Erde auch nichts. Wenn sie also wirklich dort hinunter wollte, dann musste sie versuchen mit der lockeren Erde hinab zu rutschen, auch wenn das nicht ungefährlich war, da es bis zum Boden ziemlich weit war. Aber etwas anderes blieb ihr nicht übrig wenn sie verschwinden wollte. Und einen Vorteil würde es auch haben, denn bis Hannah einen ungefährlicheren Weg hinunter gefunden hatte, konnte sie schon über alle Berge sein. Das hieß, wenn sie sich bei dem Abstieg nicht verletzte und dann nicht mehr laufen konnte.

Mel seufzte, denn die Entscheidung was sie nun tun sollte war gar nicht leicht. Daher blieb sie noch ein wenig sitzen und versuchte erst wieder etwas Kraft zu sammeln.
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Elizabeth West
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Beitrag von Elizabeth West » 29.02.2012, 00:29

Leider konnte sie Melissa nicht davon überzeugen stehen zu bleiben. Das Knacken der Äste verriet ihr, dass das Mädchen immer weiter rannte und noch nicht einmal kurz inne hielt um darüber nachzudenken, ob es nicht vielleicht doch besser war wieder auf die Schule zurückzukehren. Was war nur plötzlich mit Melissa geschehen? Sie war doch schon so lange auf der Schule und hatte bisher noch nie so etwas gemacht. Angestrengt dachte Hannah nach, ob Melissa vielleicht in den letzten Tagen einen Anruf oder Brief bekommen hatte, der vielleicht dieses Verhalten ausgelöst haben könnte, aber ihr fiel nichts Derartiges ein. Auch in der Schule war eigentlich nichts vorgefallen, was dazu führen konnte, dass sie Medikamente aus der Krankenstation stahl und vom Schulgelände floh.

Obwohl sie zuerst gedacht hatte, dass Cheyenne die Medikamente gestohlen hatte, war sich Hannah mittlerweile sicher, dass sie die Falsche verdächtigt hatten. Cheyenne hatte wohl nur, wie so häufig, keine Lust auf den Unterricht gehabt. "Melissa, bitte bleib stehen. Du wirst dich noch verletzen.", warnte Hannah ihre Schülerin, denn diese Region des Waldes war, wenn man sich nicht auskannte, nicht ungefährlich. Es gab hier mehrere tiefe Abgründe und Erdlöcher, die so versteckt hinter dem dichten Unterholz lagen, dass man die meisten erst sah, wenn es schon fast zu spät war.

Immer wieder verhakte sich ihre Kleidung in den Ästen der vielen Tannen, doch Hannah ließ sich davon nicht aufhalten. Unbeirrt lief sie weiter und hielt nur kurz inne, wenn sie nach ihrer Schülerin Ausschau hielt. Auf einmal entdeckt sie auch wieder ihre Jacke. "Melissa?", sprach sie sie sanft an, da sie zuerst das Gefühl hatte, dass das Mädchen nun doch stehen geblieben war, aber als sie näher kam, bemerkte sie, dass Melissa wohl ihre Jacke ausgezogen hatte um sie auf eine falsche Fährte zu locken.

Enttäuscht von ihrer Schülerin schüttelte sie den Kopf und wollte die Suche schon wieder aufnehmen, als sie sich dann dazu entschied die Jacke mitzunehmen. Nachdem Melissa so lange durch den Wald gerannt war, war sie sicherlich geschwitzt und würde stark frieren, wenn sie sie finden würde und dazu überreden konnte mit ihr zur Schule zurückzukehren. Vorsichtig löste sie die Jacke von den Zweigen, in denen sie sich verhakt hatte und suchte dann wieder nach abgebrochenen Ästen, die ihr verraten würden, wo Melissa entlang gerannt war. Es dauerte nicht lang, bis sie erneut die verräterischen Spuren der Flucht ihrer Schülerin fand und sich auf den Weg machen konnte.

Eilig folgte sie den abgebrochenen Ästen, bis sie auf einmal etwas hörte, was fast wie ein Erdrutsch klang. Melissa war doch nicht etwa in eines dieser Erdlöcher gestürzt. Aus Sorge um ihre Schülerin schlug ihr sofort das Herz bis zum Hals, doch sie wagte es nicht nach ihr zu rufen, denn wenn sie vielleicht irgendwo Halt gefunden hatte, dann könnte sie auf dumme Gedanken kommen, wenn sie nun ihre Stimme hören würde. So leise wie nur möglich bewegte sie sich durch das Unterholz, bis sie endlich zu der Stelle kam, wo Melissa scheinbar versucht hatte sich noch an einer Tanne festzuhalten. Aus Angst vor dem, was sie vielleicht sehen würde, wagte sie es fast gar nicht einen Blick über den Felsvorsprung zu werfen, aber vielleicht gab es ja noch etwas, was sie für das Mädchen tun konnte, selbst wenn sie in die Tiefe gestürzt war.

Vorsichtig trat sie an den Abgrund heran und blickte hinab. Glücklicherweise hatte Melissa es geschafft sich auf einen abgestorbenen Baum zu retten, der noch so gut in der Wand verankert war, dass er das Gewicht des Mädchens zumindest zum Teil tragen konnte. Doch leider brachen schon einzelne Erdschollen aus dem Bereich heraus, wo sich die Wurzeln des Baumes befanden. Er würde Melissa wahrscheinlich nicht mehr allzu lange tragen können. Vorsichtig ging sie in die Knie, legte sich mit dem Oberkörper über den Abhang und streckte ihre rechte Hand nach Melissa aus. "Melissa, kannst du meine Hand greifen? Du musst dringend von dem Baum runter. Er wird bald in die Tiefe stürzen.", bat sie das Mädchen mit einem flehentlichen Tonfall in der Stimme, denn sie wollte auf keinen Fall, dass ihr etwas passieren würde.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 10.03.2012, 20:03

Mit geschlossenen Augen, den Kopf gegen die Wand gelehnt, saß Melissa eine ganze Weile ruhig da und dachte darüber nach was sie nun am besten tun sollte. Leider kamen ihr dabei auch wieder die Bilder, was ihr Vater damals alles mit ihr getan hatte, in den Sinn und für einen Moment schien es eigentlich klar zu sein was sie tun musste, um das alles endlich vergessen zu können. Sie musste lediglich den Ast, der aus dem Baumstamm ragte und an dem sie sich fest hielt, los lassen und dann darauf hoffen, dass sie sich bei dem Sturz das Genick brach. Dann wäre endlich alles vorbei. Keine quälenden Gedanken mehr und auch keine Angst mehr das er hier erscheinen und sie vielleicht sogar mitnehmen würde. Denn ob sie ihm das Sorgerecht entzogen hatten wusste sie nicht. Vermutlich aber nicht, denn in den Augen des Jugendamtes war sie ja die Böse gewesen und nicht ihr Vater.

Mel merkte wie ihre Augen feucht wurden und auf einmal konnte sie sich nicht mehr zurück halten und sie begann leise zu weinen. Dadurch fiel ihr auch nicht auf das sich durch ihr Gewicht immer wieder kleinere Erdbrocken aus der Wand lösten und hinunter stürzten. Sie starrte einfach vor sich hin und versuchte krampfhaft diese verhassten Bilder aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen. Allerdings gelang ihr das kaum. Selbst nicht als sie die Stimme von Hannah über sich hörte, die sie fragte ob sie ihre Hand greifen konnte.

„Was wollen sie denn hier? Verschwinden sie und lassen sie mich in Ruhe, oder ich springe hinunter, denn helfen können sie mir eh nicht.“, schrie sie ihr zu.
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Elizabeth West
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Beitrag von Elizabeth West » 13.03.2012, 23:58

Melissa sah fürchterlich aus. Was auch immer passiert war, es schien sie sehr zu belasten. Offensichtlich hatte sie in der Zeit, die sie bereits auf dem toten Baum gesessen hatte, geweint. Hannah wusste nur nicht, ob es Angsttränen waren oder ob ihre Schülerin einen anderen Grund hatte um zu weinen. Vielleicht bereute sie ja sogar ihren Einbruch auf der Krankenstation und alle Konsequenzen, die sich bisher daraus ergeben hatten und noch entstehen würden. Da Peter wusste, dass Melissa ins Gefängnis musste, wenn er meldete, dass sie Medikamente gestohlen hatte, würde er sicher keine Meldung machen, aber eine Strafe würde ihre Schülerin auf jeden Fall erhalten.

"Ich will dir helfen. Deshalb bin ich hier.", antwortete Hannah ehrlich auf Melissas Frage und zuckte leicht zusammen, als das Mädchen ihr androhte, dass sie in die Tiefe springen würde, wenn sie sie nicht in Ruhe lassen würden.

Eigentlich hielt sie Melissa nicht für selbstmordgefährdet. Aber je nachdem wie viele Tabletten die Schülerin genommen hatte, war es gut möglich, dass ihre Sinne getrübt und ihre Zurechnungsfähigkeit eingeschränkt war. "Melissa, ich weiß, dass du dich nicht umbringen möchtest. Dafür bist du viel zu lebenslustig. Egal was passiert ist, wir können darüber reden und vielleicht finde ich dann auch eine Möglichkeit um dir zu helfen. Für jedes Problem gibt es eine Lösung.", meinte sie sanft zu ihrem Schützling, obwohl Melissa sie voller Wut und zum Teil auch Verzweiflung in der Stimme anschrie. Solange sie ruhig blieb, konnte sie das Mädchen möglicherweise auch einigermaßen ruhig halten und sie daran hindern eine unüberlegte, absolut unsinnige und endgültige Entscheidung zu treffen. Wenn Melissa sich erst einmal beruhigen würde, würde sie vielleicht sogar etwas klarer denken und dann endlich ihre Hilfe annehmen um wieder nach oben zu klettern.

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Beitrag von Melissa Cory » 15.03.2012, 00:24

Helfen??? Wie wollte die Betreuerin ihr denn helfen? Vermutlich würde sie ihr noch nicht einmal glauben, wenn sie ihr von dem was ihr Vater mit ihr getan hatte erzählte, denn ihre Worte würden dann nämlich nicht im geringsten mit dem übereinstimmen was ihr Vater vermutlich den Behörden gesagt hatte. Und in der Regel glaubten die Erwachsenen doch lieber anderen Erwachsenen und nicht den Jugendlichen, besonders nicht wenn sie solche Dinge wie sie getan hatten.

Allerdings würde Melissa schon einmal interessieren was in den Unterlagen stand, die die Schule von den Behörden erhalten hatte, um dadurch zu erfahren was ihr Vater dem Jugendamt gesagt hatte. Doch die Schule würde ihr diese Unterlagen bestimmt nicht freiwillig zeigen und nur um einen erneuten Diebstahl zu begehen wieder mit zurück zu kommen, dass würde sie auf keinen Fall tun.

Sekunden später wiederholte Hannah noch einmal, dass sie ihr helfen wollte. Und sie sprach davon, dass sie nicht daran glaubte, dass sie sich umbringen wollte. Zum Teil hatte sie Recht damit, denn eigentlich hing sie an ihrem Leben, wenn da nicht diese Gedanken wären. Sie waren schlimm und wenn sie es nicht schaffte sie auf irgendeinem Weg zu verdrängen, kam der Drang nach den Drogen und manchmal auch so wie jetzt eine gewisse Sehnsucht nach dem Tod.

Ein wenig hatte Mel sich inzwischen beruhigt und es liefen ihr nur noch hin und wieder ein paar Tränen über die Wangen. Ob durch die ruhige Stimme der Betreuerin, oder weil sie sie durch ihre Worte ein wenig abgelenkt hatte, dass wusste Melissa nicht. Trotzdem sah sie noch immer nicht nach oben zu ihr, sondern blieb einfach so sitzen wie sie schon die ganze Weile gesessen hatte. Und es dauerte auch eine ganze Weile, bis sie ihr antwortete. „Für mein Problem gibt es keine Lösung. Außerdem kann es ihnen doch egal sein was aus mir wird. In etwas mehr wie einem Jahr werde ich die Schule eh ohne Abschluss verlassen, weil ich dann alt genug bin. Und dann wird mein Leben auf der Straße weiter gehen. Wieso sollte ich dann also nicht gleich gehen? Das erspart ihnen viel Arbeit und mir jede Menge Gedanken die nicht gerade schön sind.“, meinte sie traurig und nicht mehr ganz so aggressiv wie vorhin, als sie plötzlich ein leises krachen hörte und ein Ruck durch den Baumstamm ging.

Vor Schreck quietschte das Mädchen kurz. Aber das half ihr auch nicht mehr. Der Stamm löste sich unter ihrem Gewicht immer weiter aus dem losen Grund und begann den steilen Hang hinunter zu schießen. Krampfhaft hielt Mel sich an dem kleinen Ast, an dem sie sich schon die ganze Zeit über festgehalten hatte, fest und legte sich mit ihrem Körper auf den Stamm. So gelang es ihr mit einigen Abschürfungen, aber noch lebend, den Boden zu erreichen.

Am ganzen Körper zitternd blieb sie dort erst einmal einen Moment ruhig liegen und versuchte wieder etwas ruhiger zu werden. Nach mehreren tiefen Atemzügen fühlte sie sich dann so weit um einen Versuch zu wagen wieder aufzustehen. Sie hob den Kopf und versuchte sich mit den Händen hoch zu drücken. Doch als sie sich auf ihre linke Hand stütze, spürte sie einen heftigen Schmerz. Sofort entlastete Mel die Hand wieder und drückte sich nur mit der anderen so lange hoch, bis sie es endlich geschafft hatte auf den Beinen zu stehen. Dann sah sie sich hektisch um. Sie schien sich in einem engen und ziemlich schmalen Tal zu befinden. Nur wo befand sich der Ausgang, denn sie musste so schnell wie möglich weg von hier, bevor Hannah hier runter kam und sie schnappte. Noch einmal sah Melissa nach links und danach nach rechts. Dann entschied sie sich dazu nach links zu gehen, um dort nach einem Weg zu suchen.

Vorsichtig wagte sie ein paar Schritte und als sie sich sicher war, dass ihre offensichtlich aus Pudding bestehenden Knie sie tragen würden, verlängerte sie ihre Schritte. Weit kam sie jedoch auf dieser Seite nicht, denn bereits nach kurzem stand sie vor einer weiteren Wand. Also war das hier kein Tal, sondern ein Kessel. Hoffentlich gab es aber trotzdem irgendeinen Weg, der sie hier raus bringen würde, sonst saß sie fest und die Betreuer brauchten sie nur noch abzuholen.

Also eilte sie schnell weiter an der Wand entlang, bis sie einen schmalen Durchgang entdeckte. Hoffentlich war das nicht auch eine Sackgasse, überlegte sie. Doch das würde sie erst wissen wenn sie hindurch gegangen war. Daher eilte sie schnell zu der Öffnung und ging hindurch.
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Elizabeth West
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Beitrag von Elizabeth West » 25.03.2012, 23:43

"Du denkst, dass die Gedanken plötzlich verschwinden werden, wenn du wieder auf der Straße lebst?", fragte Liz ruhig. Sie war froh, dass Melissa bisher noch nichts unüberlegtes getan hatte, sondern sich weiterhin an dem toten Baum festhielt. Nur die Tatsache, dass der Baum sich immer mehr aus der Felswand zu lösen schien, beunruhigte sie immer mehr. Wahrscheinlich hatte sie nicht mehr viel Zeit um Melissa davon zu überzeugen, dass sie ihre Hilfe annehmen sollte um nach oben zu klettern. Zu gerne würde sie sie fragen, welche Gedanken sie so sehr belasteten, denn sie hatte das Gefühl, dass diese Überlegungen auch dazu führten, dass sie sich in der Schule nicht richtig konzentrieren konnte. Wenn sie dann im Moment noch nicht einmal daran glaubte, dass sie ihren Schulabschluss schaffen konnte, dann würde es ihr noch schwerer fallen für ihren Abschluss zu lernen. Doch für so etwas war nun nicht die richtige Zeit.

"Du kannst deinen Abschluss schaffen. Wenn du willst, kann ich dir beim Lernen helfen. Aber dafür solltest du nun erst einmal wieder nach oben klettern." Angestrengt streckte sie ihre Hand, so weit wie es ihr möglich war, nach unten und hoffte, dass Melissa endlich nach ihr greifen würde. Doch ihre Schülerin schien sich immer noch dagegen zu weigern. Stur blieb sie auf dem Baum sitzen, bis etwas geschah, was Liz den Atem stocken ließ. "Melissa!", schrie sie und versuchte das Mädchen noch irgendwie zu erreichen, doch es war zu spät. Melissa rutschte in die Tiefe und verschwand in einer Wolke aus aufgewirbeltem Staub und Dreck. Sie rief nochmals nach ihr, doch sie erhielt erneut keine Antwort.

Das hätte auf keinen Fall passieren dürfen. Starr vor Schreck blieb sie einen Augenblick am Rand des Abhangs sitzen und hoffte irgendein Lebenszeichen von Melissa entdecken zu können. Doch als sie nach einem Moment immer noch nichts erkennen konnte, fasste sie sich so gut sie konnte und stand auf. Sie musste so schnell wie möglich nach unten in die Schlucht um nach Melissa zu sehen. Vielleicht hatte Melissa den Sturz doch überlebt und brauchte nun dringend ihre Hilfe. Aber den Abhang konnte sie nur schwerlich herunterklettern, also musste sie wohl den kleinen Spalt benutzen, der in die Schlucht führte.

Besorgt stand Liz auf und machte sich sofort auf den Weg zu dem Spalt. Glücklicherweise wurde auf dem Weg dorthin das Gebüsch immer lichter, sodass sie immer schneller vorankam, trotzdem vergingen einige wertvolle Minuten bis sie endlich den Eingang zu der Erdspalte erreicht hatte. Sie wollte sich gerade hindurch zwängen, als sie plötzlich Geräusche in der Spalte hörte. Es hörte sich fast so an, als würde jemand in ihre Richtung laufen. Hatte sich Melissa bei dem Sturz vielleicht nur leicht verletzt und hatte nun auch einen Ausgang aus dem Spalt gesucht? Vor Erleichterung atmete Hannah auf, sagte jedoch nichts, da ihre Schülerin sich dann wahrscheinlich wieder in die Spalte zurückziehen und einen anderen Ausgang suchen würde.

Erst als das Mädchen die Spalte verließ, ging sie in ihre Richtung und unterdrückte den Impuls Melissa vor Erleichterung kurz an sich zu drücken. Trotzdem konnte man ihr ihre Freude darüber, dass es der Schülerin scheinbar soweit gut ging, deutlich ansehen. Melissas Kleidung war zwar dreckig und sie glaubte ein paar Schürfwunden erkennen zu können, aber sie hatte keine Platzwunden und sie schien auch keine schwere Gehirnerschütterung zu haben. "Ich bin enorm froh, dass es dir gut geht. Vielleicht sollten wir nun aber doch zur Schule zurückkehren.", schlug sie ihr vor und bot ihr ihre Jacke an, damit das Mädchen, wenn sie sich langsam von ihrem Schrecken erholen würde, nicht anfangen würde zu frieren. Vielleicht würde diese Geste Melissa ja sogar zeigen, dass sie es wirklich gut mit ihr meinte und sie ihr eigentlich nur helfen wollte.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 31.03.2012, 19:41

Das Tal auf der anderen Seite schien größer zu sein, als der Kessel, in den sie gestürzt war. Und wenn sie sich nicht täuschte, gab es sogar einen schmalen Weg, der an einem kleinen Bach entlang führte. Wenn sie ihm folgen würde, dann hätte sie vielleicht sogar die Möglichkeit hier wieder raus zu kommen und mit ein wenig Glück auch einen Weg in die nächste Stadt zu finden, hoffte Melissa.

Allerdings wurde diese Hoffnung sehr schnell zunichte gemacht, als sie neben sich ein Geräusch hörte und nur Sekunden später die Stimme von ihrer Betreuerin hörte. Wenn sie jetzt nicht handeln würde, dann hätte sie vermutlich keine Chance mehr ihr zu entkommen. „Sie können mich mal. Wenn sie zurück in die Schule wollen, dann gehen sie doch. Ich werde nicht mitkommen. Niemals.“, rief sie ihr ärgerlich zu.

Danach ließ sie Elizabeth stehen und rannte in die Richtung des Baches. Doch kurz bevor sie ihn erreicht hatte, stolperte sie über eine Wurzel und stürzte hart auf den Boden. Genau auf die Hand, die ihr eh schon weh tat. „Scheiße!“, fluchte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht, während sie sich mit der anderen Hand die verletzte hielt. Aber aufgeben wollte sie immer noch nicht. Sie kämpfte sich mit aller Mühe auf die Beine und wollte weiter laufen, als sie plötzlich spürte, dass ihr rechter Fuß nun auch bei jedem Schritt schmerzte. Humpelnd machte sie noch ein paar Schritte, bis sie das Gleichgewicht verlor und erneut hin fiel. Aber dieses Mal konnte sie wenigstens vermeiden nochmals auf die schmerzende Hand zu fallen. Das war es dann wohl mit ihrer Flucht. In wenigen Minuten würde Liz hier sein und sie dazu zwingen mit zur Schule zurück zu kommen. Und was dort folgen würde, dass wusste sie schon. Zuerst würden sie mit ihr sprechen, um heraus zu finden wieso sie die Medikamente gestohlen hatte und anschließend geflüchtet war. Danach hieß es erst einmal Arrest für sie und wenn sie Pech hatte, dann würde sie in den nächsten Tagen von der Polizei abgeholt und in den Jugendarrest gebracht werden. Tolle Aussichten! Melissa wünschte sie könnte sich unsichtbar machen und dann, sobald es dem Fuß wieder besser ging weiter flüchten. Doch leider konnte sie das nicht. Enttäuscht über ihre momentane Lage, schloss sie die Augen und wartete einfach ab was nun kommen würde. Mehr konnte sie eh nicht mehr tun.
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Elizabeth West
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Beitrag von Elizabeth West » 10.04.2012, 22:49

Obwohl sie freundlich mit ihr redete, schien Melissa es immer noch nicht einzusehen, dass es besser war, wenn sie sich fügen und mit ihr zur Schule zurückkehren würde. Dort konnten sie dann gewiss auch etwas tun um zu verhindern, dass sie in den Jugendarrest musste. Sie konnte sie zwar nicht ganz und gar vor einer Strafe schützen, aber zumindest konnte sie versuchen schlimmeres zu verhindern, wenn sich ihre Schülerin nur endlich fügen würde. "Melissa, sei doch nicht so stur.", versuchte Elizabeth auf das Mädchen einzureden, doch sie schien ihr gar nicht zuhören zu wollen.

Stattdessen stürmte sie an ihr vorbei und rannte in Richtung eines Baches, der in der Nähe vorbei floss. Schnell klemmte Liz die Jacke des Mädchens wieder unter ihren Arm und beeilte sich ihr zu folgen, doch glücklicherweise kam Melissa nicht weit. In ihrer Eile übersah sie eine Wurzel und stolperte. Zwar gelang es ihr wieder aufzustehen, bevor sie sie erreicht hatte, aber scheinbar hatte sie sich bei dem Sturz so wehgetan, dass sie nur noch humpelnd laufen konnte. "Bleib stehen, du verletzt dich noch mehr.", bat sie das Mädchen, denn sie wollte nicht, dass Melissa sich vielleicht noch etwas brechen würde. Leider reagierte das Mädchen auch dieses Mal nicht. Sie humpelte weiter, bis sie erneut stürzte und dieses Mal liegen blieb.

Erschrocken stürmte Liz zu ihr und kniete sich neben Melissa, die mittlerweile sogar die Augen geschlossen hatte. Besorgt berührte sie das Mädchen an der Schulter und schüttelte sie leicht. "Ist alles in Ordnung?", fragte sie sie sanft, während sie ihr die Jacke über die Schultern legte. "Denkst du nicht, dass wir nun endlich zur Schule zurückkehren sollten? Dort kann Mike dann auch nach deinem Bein sehen. Wegen deinem Diebstahl werden wir schon eine Lösung finden. Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde um dir zu helfen.", versicherte sie ihr und bot ihr ihre Hand an um wieder aufzustehen.

Vielleicht würde Melissa nun endlich verstehen, dass sie ihr doch eigentlich nur helfen wollte und alles tun würde um zu verhindern, dass sie in den Jugendarrest musste. Denn egal wie schlecht Melissa in der Schule war, so aufgeweckt wie das Mädchen war, würde sie sich sicherlich irgendwann fangen und dann würde sie auch ihren Schulabschluss schaffen. Immerhin war Melissa nicht dumm, dessen war sie sich sicher, denn sonst wäre es ihr nicht gelungen ihren Diebstahl solange zu vertuschen, bis sie durch die Blutuntersuchung zu viel Angst bekommen und sich durch ihre Flucht verraten hatte.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 26.04.2012, 23:31

Dumme Frage, dachte Melissa sich, als Elizabeth wissen wollte ob alles in Ordnung war. Natürlich war nichts in Ordnung. Aber nicht weil ihr ihre Hand und ihr Fuß weh taten, nein, weil sie keine Chance mehr sah der Betreuerin zu entkommen. „Nein. Aber ich wüsste eine Lösung für unser Problem. Sie verschwinden und lassen mich einfach in Ruhe. So brauchen sie nicht mehr um mich besorgt zu sein und ich kann tun und lassen was ich will.“, schlug Mel ihr ganz ruhig und sachlich vor und sah sie dabei fest an. Dann entschloss sie sich sogar ihre Forderung noch mit einem leisen „Bitte“ zu unterstützen. Vielleicht würde das ja ihr Herz erweichen und sie würde sie gehen lassen.

Doch da lag sie wohl falsch. Sie schlug lieber vor zurück zur Schule zu gehen. Angeblich wollte sie ihr sogar wegen des Diebstahls helfen. Als ob das ihr ganzes Problem wäre. Klar, sie wollte nach Möglichkeit auf keinen Fall in den Jugendarrest, aber ob die Betreuerin daran etwas ändern konnte, dass bezweifelte Melissa stark. Denn mit Sicherheit war es die Entscheidung der Schulleitung ob sie ihre Tat der Polizei melden würden oder nicht.

„Nein, ich kann.... mmmh, ich möchte nicht mit zurück zur Schule. Bitte sehen sie das doch ein. Und das mit meinem Fuß ist nicht so schlimm. Den habe ich mir lediglich ein wenig vertreten. Aber das ist bald wieder in Ordnung. Ich brauche also wirklich keinen Arzt. Kann ich nun bitte gehen? Sie können doch einfach sagen sie hätten mich nicht gefunden. Dann bekommen sie auch keine Schwierigkeiten.“ Mit flehendem Blick sah Melissa ihre Betreuerin an. Das musste ihr doch zeigen, dass sie nicht sinnlos fliehen wollte, sondern das sie einen Grund dafür hatte, den sie ihr jedoch nicht sagen konnte und durfte.
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Elizabeth West
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Beitrag von Elizabeth West » 27.04.2012, 23:01

Die Ruhe und Sachlichkeit in Melissas Gesicht, als sie meinte, dass sie sie doch am besten alleine lassen sollte, erschreckte Elizabeth. Die meisten anderen Schüler, die sie bisher auf einer Flucht wieder eingefangen hatte, hatten häufig ähnliche Worte benutzt, aber sie waren um einiges wütender und aggressiver gewesen. Aber bei Melissa merkte sie deutlich, dass diese Worte kein Resultat ihrer Wut waren, sondern dass sie es vollkommen ernst meinte. Sie wollte auf keinen Fall mehr zurück zur Schule. Noch mehr erstaunte es sie jedoch, dass sie regelrecht darum bettelte nicht zurück zur Schule gebracht zu werden. Sie fragte sich nur, warum sie nicht zurückkehren wollte. Was war geschehen, dass sie nicht mit ihr wieder zum Schulgelände zurückgehen konnte?

Ihr Diebstahl konnte es auf keinen Fall sein, denn da hatte sie ihr bereits zugesichert, dass sie einen Weg finden würden um zu verhindern, dass Melissa in den Jugendarrest musste. Also musste es irgendeinen anderen Grund dafür geben, den Liz bisher noch nicht kannte. "Kannst du mir erklären, warum du nicht zurück zur Schule möchtest?", fragte sie ihre Schülerin sanft und legte ihre Hand auf Melissas Schulter in der Hoffnung, dass ihr das das Gefühl geben würde, dass sie nicht alleine war und dass ihr Geheimnis, was auch immer es war, gut bei ihr aufgehoben war, denn obwohl Melissas flehender Blick ihr sehr weh tat und sie fast dazu drängte auf ihre Bitte einzugehen, konnte sie sie einfach nicht gehen lassen.

Aber vielleicht würde es ihr auch leichter fallen zur Schule zurückzukehren, wenn sie über ihre Probleme gesprochen hatte und wusste, dass es jemanden gab, der ihr, egal was geschah, helfen würde. "Ich kann dich leider nicht gehen lassen, denn ich würde mir viel zu große Sorgen machen, dass dir etwas passiert. Aber wir können uns gerne noch ein wenig Zeit lassen, bis wir zur Schule zurückkehren. Es wird erst in ein paar Stunden dunkel und vielleicht möchtest du mir in der Zwischenzeit erzählen, warum du die Medikamente gestohlen hast.", schlug sie Melissa vor und ging so gemütlich wie möglich neben ihr in die Hocke um ihr zu zeigen, dass sie ihr zuhören würde, egal wie lange sie brauchte um das zu erzählen, was sie so sehr belastete.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 01.05.2012, 21:20

Viel gebracht hatte ihre Bitte sie doch gehen zu lassen leider nicht. Elizabeth schien sich unbedingt in den Kopf gesetzt zu haben heraus zu finden warum sie nicht mehr zurück in die Schule wollte. Nur wie sollte sie ihr nun klar machen das sie nicht darüber sprechen durfte, weil sonst die einzige Person, die ihr noch etwas in ihrem Leben bedeutete, in große Gefahr geraten würde. Melissa hatte keine Ahnung. Sie wusste nur, dass sie auf gar keinen Fall etwas sagen durfte. Diese Sache war halt etwas was sie mit ihrem Vater alleine regeln musste. Wie, war ihr jedoch noch nicht klar. Aber irgendwann würde ihr schon noch etwas einfallen. Und wenn sie warten musste bis sie erwachsen war, um noch mehr Möglichkeiten zu haben. Lange dauerte es ja nicht mehr bis sie achtzehn war. Und ihre Mum musste halt leider auch noch so lange bei diesem Tyrannen ausharren. Doch dann würde sie frei sein und müsste sich nicht mehr von ihm quälen lassen.

Langsam setzte Melissa sich wieder auf, zuckte dann jedoch zusammen, als sie die Hand der Betreuerin auf ihrer Schulter spürte. Dann riss sie sich aber schnell zusammen und schüttelte, mit fest auf den Boden gerichtetem Blick, den Kopf. „Nein, dass kann ich ihnen nicht erklären. Ich möchte einfach weg von hier.“ Diesen Grund würde Liz ihr zwar vermutlich nicht glauben, aber etwas anderes war ihr so schnell nicht eingefallen.

Noch immer auf den Boden vor sich starrend, hörte sie auf einmal wie die Betreuerin sich neben ihr auf dem Boden niederließ und sie fragte sich warum sie das tat. Denn eigentlich hatte sie schon fest damit gerechnet, dass sie sie nun am Arm fassen und hoch zerren würde, um sie endlich zurück zur Schule zu bringen. Aber nein, sie versuchte sie erneut zum sprechen zu bringen und über die Frage, warum sie die Medikamente gestohlen hatte, heraus zu finden was in ihr vor sich ging.

Genervt von dem Ganzen, hob Mel den Kopf und sah Elizabeth an. „Hören sie, ich haben ihnen doch vorhin schon gesagt, dass sie sich, wenn sie mich gehen lassen, keine Sorgen um mich zu machen brauchen. Ich habe schon lange genug auf der Straße gelebt um zu wissen was man tun muss um zu überleben. Und warum ich die Medikamente gestohlen habe? Na ja, ich wollte sie halt eben haben. Sie haben doch bestimmt auch Dinge die sie unbedingt wollen. Nur mit dem Unterschied das sie sie sich einfach kaufen können, wir jedoch nicht. Wahrscheinlich kommt jetzt allerdings sofort wieder, dass ich solche Dinge nicht haben darf, weil sonst die Gefahr wegen eines Rückfalls zu groß ist.“, antwortete sie sich schnell selbst auf das was sie gesagt hatte, noch bevor Elizabeth etwas dazu sagen konnte. „Aber wissen sie was. Das ist mir auch egal. Ich habe mich nach der Einnahme der beiden Tabletten nämlich so gut wie schon lange nicht mehr gefühlt. Und das zählt für mich. Vielleicht können sie mich nun ein wenig verstehen. Und wenn nicht, dann denke ich sollten wir hier unser Gespräch abbrechen und zur Schule zurück gehen. Allerdings werde ich nur mitkommen wenn sie mich nicht weiter mit Fragen quälen, denn zu besprechen gibt es ja jetzt nichts mehr. Den Diebstahl habe ich ja zugegeben. Also können sie mich gleich in den Arrest sperren.“, meinte sie in einem etwas härterem Ton als noch vorhin, blieb jedoch immer noch so ruhig wie möglich, um zu vermeiden die Betreuerin zu sehr zu reizen. So würde sie sie hoffentlich beim Rückweg nicht zu sehr überwachen und ihr damit eine Chance geben die beiden Tabletten, die sie noch in der Hosentasche bei sich trug, unauffällig in den Mund zu stecken und zu schlucken. In der Schule würde sie dazu nämlich vermutlich keine Möglichkeit mehr haben, da Liz sie wahrscheinlich gleich ins Aufnahmezimmer bringen und dort damit beginnen würde ihre Sachen nach den beiden Medikamentenpackungen zu durchsuchen.
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Elizabeth West
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Beitrag von Elizabeth West » 03.05.2012, 22:03

Dass Melissa vor ihrer sanften, freundschaftlichen Berührung erschrak, verwunderte Liz sehr. Wenn ihre Schülerin gerade in Gedanken gewesen wäre oder nicht auf sie geachtet hätte, hätte sie es verstanden, aber da sie sich gerade aufgesetzt hatte, hatte sie eigentlich vermutet, dass Melissa mitbekommen würde, was sie tat. "Es tut mir Leid, dass ich dich erschreckt habe.", entschuldigte sie sich daher höflich bei ihrer Schülerin und nickte leicht, als sie ihr noch einmal erklärte, dass sie die Schule einfach so schnell wie möglich verlassen wollte und ihr keine Gründe dafür nennen konnte. Aber alleine diese Tatsache zeigte ihr noch mehr, dass die Gründe für Melissas Taten sehr schwer wiegend sein mussten und ihre Schülerin wahrscheinlich äußerst stark belasteten.

Wenn sie wieder zurück auf der Schule war, würde sie auf jeden Fall Nachforschungen anstellen, ob bei Melissa in den letzten Tagen irgendetwas passiert war, was sie nicht mitbekommen hatte. Denn es musste einfach irgendeine Ursache dafür geben, dass Melissa nun und nicht schon vor einigen Wochen rückfällig geworden war und Medikamente gestohlen hatte. Vielleicht konnte ihr ja sogar Kazuhiko bei der Lösung dieses Problems helfen. Sobald Melissa im Arrest war, würde sie ihrer Zimmerkameradin eh mitteilen müssen, dass sie sie die nächsten Tage nur im Unterricht sehen würde, und dann konnte sie das Gespräch auch vorsichtig in die entsprechende Richtung lenken in der Hoffnung, dass sie dadurch etwas mehr über Melissa erfahren würde.

"Weißt du, viele Schüler wollen von hier weg, doch die meisten sind irgendwann froh, dass sie eine zweite Chance bekommen haben und doch noch etwas aus ihrem Leben machen konnten.", erklärte sie Melissa sanft und sah sie dabei freundlich an, obwohl die Schülerin immer noch ihren Blicken auswich und lieber auf den Boden starrte.

Erst nachdem sie sie gefragt hatte, warum sie die Medikamente gestohlen hatte, blickte ihre Schülerin wieder auf und behauptete erneut mit einem äußerst genervten Tonfall, dass sie sich keine Sorgen um sie machen musste. Dabei konnte Elizabeth gar nicht anders. Sogar bei Schülern, die so aggressiv geworden waren, dass sie sie angegriffen hatten, hatte sie es nie geschafft sich von ihnen zu distanzieren und vielleicht sogar mit anzusehen, wie sie die Schule ohne irgendwelche Fortschritte gemacht zu haben wieder verließen. Stattdessen hatte sie schon bei einigen versucht zumindest noch eine Weile mit ihnen in Kontakt zu bleiben, doch da diese Schüler nur allzu häufig schon kurze Zeit nach ihrem Weggang wieder in ihre alten Verhaltensmuster zurückgefallen waren, hatten sie ihr häufig nicht geantwortet und in einigen Fällen war es ihr noch nicht einmal möglich gewesen sie zu erreichen, da sie wieder vollkommen untergetaucht waren. Die Schicksale von all den Schülern, denen sie nicht hatte helfen können, hatten sie immer wieder hart getroffen und deshalb wollte sie auf keinen Fall, dass Melissa etwas Ähnliches passieren würde.

"Aber gibt es nicht vielleicht noch etwas anderes, wobei du dich gut fühlst? Oder etwas was dir sehr gut gefällt?", versuchte sie weiterhin mit Melissa zu reden, obwohl ihre Schülerin ihr mehr als deutlich machte, dass sie keine Fragen mehr hören wollte. Aber diese Frage betraf ja auch nicht ihren Diebstahl, sondern war so allgemein gehalten, dass Melissa ihr hoffentlich eine ehrliche Antwort geben würde.

"Ja, ich kann deinen Wunsch, dass du dich besser fühlen möchtest, sehr gut verstehen. Als du auf die Schule kamst, war ich ja noch nicht hier. Ich habe zu dem Zeitpunkt mit meinem Mann in Seattle gelebt und zwanghaft versucht unsere Ehe zu retten. Tag für Tag habe ich mich der Illusion hingegeben, dass wir irgendwann noch ein gemeinsames Thema finden würden, irgendetwas, das uns verbindet. Aber er lebte weiterhin in seiner Welt und ich konnte ohne meine Arbeit einfach nicht glücklich sein. Jeden Tag habe ich mir gewünscht, dass er mich endlich verstehen würde und vielleicht hat er es im Endeffekt auch getan. Aber zuvor habe ich mich mehr als einmal in den Schlaf geweint und das obwohl ich genügend Geld hatte um mir fast alles zu kaufen, was ich wollte. Doch, Melissa, Geld und die Möglichkeiten, die es bietet, machen nicht glücklich. Ich bin nun, wo ich in meiner einfachen Hütte mitten im Wald zusammen mit Seany lebe und meiner Arbeit nachgehe um einiges glückliches, als ich es in Seattle war. Dabei habe ich kein Pay-TV, keine teuren Kleider oder sonst irgendetwas, was einen angeblich glücklich macht. Aber hier und an keinem anderen Ort bin ich zufrieden.", erklärte sie Melissa ehrlich, warum sie wieder zurückgekehrt war, obwohl sie bisher noch nicht einmal Nick die gesamte Wahrheit verraten hatte. Vielleicht würde ihre Schülerin jetzt einsehen, dass selbst Erwachsene sich nicht immer gut fühlten, weil sie sich meist das kaufen konnten, was sie wollten, denn es gab leider manche Dinge im Leben, die man einfach nicht kaufen kann.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 12.05.2012, 19:27

Von ihrem Vorschlag nun endlich zur Schule zurück zu gehen, schien Elizabeth nicht viel zu halten. Ruhig blieb sie neben ihr sitzen und begann sie mit allem möglichen voll zu labern. Angefangen mit der Entschuldigung, weil sie sie beim Berühren an der Schulter erschreckt hatte, über etwas von einer zweiten Chance, bis zu der Frage, ob es nicht noch etwas anderes als die Tabletten gab, bei dem sie sich wohl fühlte.

Ja, früher, als sie noch ein normales Leben mit ihrer Familie geführt hatte, da hatte es mal etwas gegeben was ihr großen Spaß gemacht hatte und wofür sie alles getan hätte um es weiter zu machen. Aber durch die Arbeitslosigkeit ihres Vaters hatte sie dieses Hobby aufgeben müssen, da einfach kein Geld mehr für die Mitgliedschaft in dem Schwimmverein da gewesen war. Dabei war sie der Meinung ihres Trainers nach gar nicht schlecht gewesen. Und bei den zwei Wettbewerben, an denen sie teil genommen hatte, war es ihr sogar gelungen einmal einen dritten Platz und einmal einen zweiten Platz zu erreichen. Doch nur wenige Wochen nach dem zweiten Wettbewerb war alles vorbei gewesen. Ihr Vater meldete sie ab und ein paar Tage später, nachdem ihr Haus verkauft worden war, zogen sie in diesen schrecklichen Wohnblock, an den sie sich am liebsten gar nicht mehr erinnern würde.

Für einen kleinen Moment hatte Mel den Blick von der Betreuerin abgewandt und nachdenklich in die Ferne gesehen. Dann riss sie sich jedoch sofort wieder zusammen und sah zurück zu Liz, die gerade damit begonnen hatte ihr ihre Familiengeschichte zu erzählen. Wahrscheinlich wollte sie ihr damit zeigen, dass auch sie ihre Probleme hatte. Allerdings hatte sie ihre Worte, dass man sich kaufen kann was man will, völlig falsch verstanden. „Sie haben mich falsch verstanden. Mir geht es nicht um das Geld, um mir kaufen zu können was ich will, sondern um die freie Entscheidung es einfach tun zu können. Einfach nicht mehr fragen zu müssen. Ich möchte frei sein. Auf größeren Luxus lege ich keinen Wert. Den brauche ich nicht. In der Zeit wo ich auf der Straße gelebt habe, hat mir ein einfaches Lager im Keller einer Lagerhalle genügt um mich wohl zu fühlen, weil dort meine Freunde gewesen waren. Freunde die für mich da waren und mir, wenn es mir nicht gut ging, geholfen haben.“ Sie stockte, weil sie plötzlich wieder die Bilder vor sich sah, wo ihre Freunde sie getröstet hatten, nachdem ihr Vater sie verprügelt hatte, weil sie sich einem seiner Kumpanen nicht so hingegeben hatte wie er das gewollt hatte. Und sie spürte die Berührungen des betrunkenen Kerls. Außerdem hörte sie wieder die Drohung ihres Vaters, dass er ihr zeigen würde wie sie sich gegenüber einem Mann brav zu verhalten hatte. Glücklicherweise war es dazu jedoch damals nicht mehr gekommen, weil es ihr gelungen war sich in einem unbeobachteten Moment aus der Wohnung zu schleichen und bei ihren Freunden zu verstecken. In ihrem Zuhause, dass sie damals bei ihren Eltern schon lange nicht mehr gehabt hatte, aber sehr vermisste.

Mel bemerkte wie sie bei diesen Gedanken leicht zu zittern begann. Und ihr wurde klar, dass sie, wenn sie noch länger mit der Betreuerin sprach, womöglich etwas sagen würde was sie nicht durfte. Also musste sie hier weg, damit Elizabeth sie endlich in Ruhe lassen würde.

„Aber was halten sie nun davon wenn wir uns auf den Rückweg machen. Mit meinem vertretenen Fuß wird es sowieso eine Weile dauern bis wir dort sind.“, wechselte sie das Thema, stand auf und testete wie gut sie laufen konnte. Der Fuß tat nun, wo sie sich ein wenig ausgeruht hatte, bei weitem nicht mehr so weh wie vorhin. Dafür schaffte sie es immer noch nicht das zittern ganz zu unterbinden. Es blieb ihr also nur zu versuchen alles wie immer zu überspielen. Aber darin war sie ja inzwischen schon recht geübt. Und wenn sie erst ein Stückchen gelaufen war, dann würde das Zittern auch wieder aufhören.

So schnell sie konnte lief sie deshalb den Weg einfach weiter. Ob es der richtige Weg zur Schule war, dass wusste sie allerdings nicht. Aber wenn nicht, dann würde die Betreuerin sie schon aufhalten.
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Elizabeth West
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Beitrag von Elizabeth West » 22.05.2012, 00:15

Besorgt beobachtete Elizabeth ihre Schülerin. Leider antwortete sie nicht auf ihre Frage, aber alleine ihr von ihr abgewandter Blick verriet ihr, dass ihr wohl irgendetwas durch den Kopf ging, das sie nicht verraten wollte. Dabei würde es Melissa sicherlich besser gehen, wenn sie einmal über ihre Probleme und auch ihre Gefühle sprechen würde. Aber scheinbar hatte das Mädchen weder zu ihr noch zu Marc bisher genügend Vertrauen gefasst um offen mit ihnen zu reden. Wenn sie sich richtig erinnerte, dann war das nun das erste persönlichere Gespräch mit Melissa, seit sie das Mädchen kannte.

Verständig und ohne Melissa zu unterbrechen hörte sie ihr zu, als sie ihr davon berichtete, dass es ihr eigentlich gar nicht um das Geld ging, das Erwachsene besaßen, sondern eher um Freiheit. Sie konnte nur nicht verstehen, warum das Melissas größter Wunsch war, denn so wie es in ihrer Akte stand, hatte sie eine relativ normale Familie gehabt, in der sie sicher auch genügend Freiraum gehabt hatte um sich zu entwickeln und ihre Interessen zu entfalten. Zwar hatte Melissas Familie nicht viel Geld gehabt und konnte ihrer Tochter deshalb nicht so viel ermöglichen wie andere Familien, aber im Gegensatz zu vielen anderen Schülern der River High hatte sie zumindest noch eine intakte Familie gehabt.

"Aber du hast doch auch hier Personen, auf die du dich verlassen kannst und die dich niemals im Stich lassen. Kazuhiko ist doch deine Freundin und ich werde auch immer für dich da sein. Selbst wenn du irgendwann die Schule verlässt, kannst du dich jederzeit bei mir melden, wenn du Hilfe oder einfach den Rat einer Erwachsenen brauchst.", versuchte sie Melissa zu verdeutlichen, dass sie auch hier Hilfe finden konnte, wenn es ihr nicht gut ging. "Außerdem bist du, wenn du eifrig in der Schule mitarbeitest und dich gut benimmst, genauso frei wie jeder andere Internatsschüler."

Sanft sah sie wieder zu Melissa und bemerkte dabei, dass ihre Schülerin plötzlich angefangen hatte zu zittern. Warum hatte sie auf einmal solche Angst oder war es der Schock? Denn nachdem Melissa an einen Baumstamm geklammert den Hang herunter gerutscht war, war sich Hannah sehr sicher, dass das Mädchen unter Schock stehen musste. Im ersten Moment hatte gewiss das Adrenalin und auch die Wut dafür gesorgt, dass sie nichts von dem Schock merkte, aber nun wo sie zumindest ein wenig ruhiger wurde, war ihr Blutdruck wahrscheinlich stark abgefallen.

"Vielleicht solltest du nun doch deine Jacke anziehen.", schlug Elizabeth ihrer Schülerin vor, doch Melissa wollte sich scheinbar lieber auf den Weg zurück zur Schule machen, damit ihr Kreislauf wieder kräftiger wurde. Oder wollte sie damit vielleicht von dem Gesprächsthema, das sie vorher gehabt hatten ablenken? Hatte sie sich möglicherweise durch ihr Gespräch an irgendetwas erinnert, was ihr Angst machte? Zusammen mit dem Schreck konnte die Erinnerung an ein traumatisches Erlebnis auch für das Zittern verantwortlich sein und nun versuchte Melissa nahezu wortwörtlich vor dem Trauma zu fliehen. Um ihre Schülerin nicht erneut aus den Augen zu verlieren, stand Elizabeth eilig auf und holte sie wieder ein.

"Wenn wir zurück zur Schule wollen, dann ist es einfacher, wenn wir jetzt nach Osten gehen. Dort treffen wir dann nach einer Weile auf einen Wanderweg. Das ist zwar ein Umweg, aber mit deinem verstauchten Fuß können wir den Hang nur schwerlich wieder hochklettern.", ging sie erst einmal auf Melissas Wunsch das Thema zu wechseln ein, aber wenn sich eine passende Gelegenheit ergeben würde, würde sie auf jeden Fall noch einmal nachfragen, was ihr solche Angst gemacht hatte. Stattdessen versuchte sie noch einmal mehr über Melissas Vorlieben herauszufinden, denn leider hatte sie ihr nicht auf ihre Frage geantwortet. "Du hast mir immer noch nicht gesagt, was dir Spaß macht."

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 23.05.2012, 20:43

Nur ein paar Schritte weit war Mel gekommen, als sie hörte wie Elizabeth begann ihr zu erzählen, dass sie doch auf der Schule auch Freunde hatte auf die sie sich verlassen konnte. Zum Teil mochte sie damit ja recht haben, denn gerade Kazu war ihr wirklich eine gute Freundin. Aber trotzdem würde sie auch ihr nichts von den Problemen mit ihrem Vater erzählen. Über diese Dinge hatte sie eigentlich bisher nur mit ihren Freunden auf der Straße gesprochen. Und das auch nur mit ein paar von ihnen. Halt denen, den sie ganz besonders vertraut hatte. Aber das waren auch welche gewesen, die ebenfalls Schwierigkeiten mit ihren Eltern gehabt hatten.

Und dann fing die Betreuerin doch tatsächlich wie eine besorgte Mutter an und wollte das sie ihre Jacke anzog. Die hatte doch wirklich einen Knall. Sie war alt genug um zu entscheiden wann es ihr zu kalt war und wann nicht.

Vorsichtig humpelte sie noch einen Schritt weiter, blieb aber dann stehen und musste erst einmal schlucken. Denn irgendetwas tief in ihr drin würde sich schon wünschen noch ein wenig so bemuttert zu werden. Allerdings nicht von Liz. Lieber von ihrer eigenen Mutter. Von ihr würde sie diese Worte wahrscheinlich ein Leben lang akzeptieren. Vermutlich weil sie sie schon seit fast fünf Jahren vermisste. Halt seit dem Zeitpunkt wo ihr Vater damit begonnen hatte ihre Mum, wenn er stark betrunken war, zu schlagen und sie zu vergewaltigen. Dabei hatte er ihr meist so weh getan, dass sie kaum noch die Kraft gehabt hatte sich um den Haushalt und sich selbst zu kümmern. Und daher hatte sie es auch nicht mehr geschafft sich richtig um ihr Kind zu kümmern. Von da an hatte sie sehen müssen wie sie alleine klar kam und wie sie sich in Sicherheit brachte, wenn ihr Dad mal wieder vor hatte seinen Spaß mit ihr zu haben.

Als er damals das erste Mal am späten Abend zu ihr gekommen war, hatte sie zuerst gar nicht gewusst was er wollte und sie hatte angenommen, dass er nur ein wenig mit ihr schmusen wollte. So wie sie es früher auch oftmals abends gemacht hatten, wenn er sie ins Bett gebracht hatte. Doch dann hatte er begonnen sie auszuziehen.

Mit einen gequälten Gesichtsausdruck schloss Melissa die Augen und schüttelte leicht den Kopf, um diese Gedanken wieder los zu werden und es zu schaffen sich wieder zu beruhigen. Aber so richtig wollte es ihr nicht gelingen. Ihr Herz schlug ihr weiterhin bis zum Hals und das Zittern wurde auch nicht besser. Sie musste es unbedingt schaffen, dass Liz endlich den Mund hielt und nicht mehr weiter versuchte in sie zu dringen. Oder sie brauchte dringend die beiden Tabletten in ihrer Hosentasche. Durch sie würde es ihr nämlich gelingen sich zu beruhigen. Dessen war Mel sich sicher. Aber wie sollte sie die Tabletten jetzt ungesehen heraus holen und schlucken? Sobald sie ihre Hände schon in Richtung der Taschen strecken würde, würde Elizabeth sie vermutlich nicht mehr aus den Augen lassen und sobald sie die Tabletten heraus gezogen hatte, sie ihr sofort abnehmen. Also blieb ihr nur die Möglichkeit ihr langsam etwas deutlicher zu sagen, dass sie ihre Ruhe haben wollte.

Mit einem Ruck riss sie die Augen wieder auf und drehte sich um. „Könnten sie mich eigentlich jetzt endlich in Ruhe lassen. Wenn ich ihre Hilfe wollte, dann würde ich es ihnen schon sagen. Aber das ist nicht der Fall. Und von wegen ich könnte mich so frei wie ein Internatsschüler bewegen. Seit ich hier bin durfte ich noch nie allein in die Stadt fahren und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass einer der anderen Schüler erzählt hat jemals alleine dort gewesen zu sein. Lediglich wenn ihr uns quasi an die Hand nehmt und dort ständig überwacht dürfen wir raus. Wie es auch beim aussuchen der Kostüme für Halloween war. Ich glaube, hätte damals einer von uns auf die Toilette gemusst, wärt ihr auch noch mitgegangen.“, schrie sie die Betreuerin vor Wut an.

Danach ging sie ein paar Schritte auf die Frau zu und griff sich die Jacke. „Dann geben sie sie schon her.“ Schnell zog sie sich die Jacke über und nickte dann. „Okay. Ich folge ihnen. Gehen sie ruhig voran. Sie sind eh schneller.“

Mel wartete bis Liz sie erreicht hatte, dann schlich sie langsam neben ihr her. Immer darauf bedacht ein kleines Stückchen hinter ihr zu bleiben, um vielleicht irgendwann doch noch die Chance zu bekommen die Tabletten heraus zu holen und in den Mund zu stecken. Sie musste halt nur Geduld haben. Vorher konnte es die Betreuerin jedoch nicht lassen ihre Fragestunde fort zu setzen. „Wie hätte ich denn etwas haben sollen was mir großen Spaß macht? Meine Eltern hatten nicht so viel Geld.“ Das sie gerne schwimmen gegangen war, dass behielt sie weiter für sich. Was ging das die Schule auch an. Sie mussten schließlich nicht alles wissen.
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Beitrag von Elizabeth West » 04.06.2012, 22:17

Obwohl sie Melissas Gesicht nicht sehen konnte, hatte Elizabeth deutlich das Gefühl, dass das Mädchen erneut von irgendwelchen Gedanken oder Erinnerungen gequält wurde. Nur zu gerne würde sie wissen, was ihre Schülerin so belastete. Aber anstatt mit ihr zu reden schwieg sie für eine Weile und schüttelte dann den Kopf, als wollte sie schon wieder irgendetwas aus ihren Gedanken vertreiben. Durch ihr Gespräch und vielleicht auch den Schock war wohl irgendetwas in Melissa wach geworden, was sie nun nicht mehr losließ.

Als Elizabeth dann nochmals ein Gespräch mit ihr beginnen wollte, riss dem Mädchen sogar der Geduldsfaden und sie machte ihr mehr als deutlich, dass sie noch nicht bereit war über die Dinge, die sie belasteten zu sprechen. "Na gut. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich jederzeit für dich da sein werde.", betonte sie nochmals, dass sie keinen ihrer Schüler jemals im Stich lassen würde, und ließ das Thema anschließend ruhen. So wütend wie Melissa momentan war, war es so oder so vollkommen sinnlos mit ihr noch weiter über solche Dinge zu sprechen. Wahrscheinlich war es besser ihr nun zu beweisen, dass sie sich wirklich einen gewissen Freiraum erarbeiten konnte, denn Melissa schien ihr nicht glauben zu wollen, dass es Schüler gab, die die Schule ohne Begleitung verlassen durften.

"In deiner Gruppe ist momentan niemand, der schon soweit ist, dass er die Schule alleine verlassen und die Stadt besuchen darf. Aber bei den Whitewaters gibt es zwei Schüler, die regelmäßig, ohne dass ein Betreuer sie begleitet, in einen Sportverein in der Stadt gehen und momentan reden wir im Kollegium darüber, ob wir es ihnen vielleicht sogar erlauben, dass sie demnächst ein Turnier mit ihrer Mannschaft besuchen dürfen. Die beiden heißen David und Evan.", erklärte sie ihrer Schülerin und hoffte, dass sie ihr nun glauben würde.

Wenn Melissa ihr endlich sagen würde, für was sie sich interessierte, hätte sie vielleicht auch irgendetwas tun können um ihr dabei zu helfen, dass sie in ihrer Freizeit ein wenig ihren eigenen Interessen nachgehen konnte, doch stattdessen behauptete ihre Schülerin nur, dass ihre Eltern für so etwas kein Geld gehabt hatten und sie daher so etwas nie gekannt hatte. "Aber was ist mit dem Zeitpunkt, bevor den Vater arbeitslos wurde? Hattest du damals irgendwelche Hobbys?", versuchte sie noch einmal nachzufragen, denn aus Melissas Akte wusste sie, dass die Eltern des Mädchens nicht immer arm gewesen waren.

Sie bezweifelte nur, dass Melissa ihr ehrlich auf diese Frage antworten würde. So wütend wie sie momentan war, vermutete Elizabeth eher, dass sie, obwohl sie immer noch ruhig und sanft mit ihr sprach, wieder sehr aufbrausend werden würde. Aber wenigstens nahm Melissa nun endlich wieder ihre Jacke und zog sie an, da das Mädchen jedoch so lange gewartet hatte, bis sie überhaupt ihr Angebot akzeptiert hatte, vermutete sie sehr, dass Melissa die Jacke nur genommen hatte, weil es ihr nun wirklich kalt wurde und nicht weil sie auf ihren Rat hören wollte. Nur nun, wo sie merkte, dass sie alleine keinen Weg zurück zur Schule finden würde, nahm Melissa endlich ihre Hilfe an. "Gut, dann machen wir uns auf den Weg.", lächelte sie ihr kurz zu, passte ihre Schritte dann aber so sehr an die ihrer Schülerin an, dass sie fast Seite an Seite mit ihr in Richtung des Wanderwegs ging.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 12.06.2012, 21:16

Endlich, nach all den Fragen die Elizabeth ihr gestellt hatte, schien sie kapiert zu haben, dass sie ihr nicht antworten würde. Dennoch musste sie ihr unbedingt noch einmal sagen, dass sie immer für sie da sein würde. Na ja, zum Teil mochte das ja stimmen, nur Melissa legte darauf eigentlich keinen Wert. So eng war die Beziehung zu der Frau halt nicht und würde es auch niemals sein. Nicht weil sie sie nicht leiden konnte, sondern weil sie einfach für das Mädchen nur die Erzieherin war, die stets darauf aufpasste das die Schüler keinen Quatsch machten.

Und kaum hatte sie das eine gesagt, da fing sie an ihr zu erklären das es bei den Whitewaters zwei Jungen gab die die Schule regelmäßig alleine verließen. Gut, möglich wäre es. Aber da Mel bisher mit dieser Gruppe keinen großen Kontakt gehabt hatte, wusste sie nicht ob Liz die Wahrheit sprach, oder ob sie sie mit dieser Geschichte nur ein wenig beruhigen wollte. Aber es war ja auch egal.

Sie zuckte leicht mit den Schultern und sah Elizabeth recht gleichgültig an. „Wissen sie was, es ist mir egal ob es in dieser Gruppe welche gibt die raus dürfen oder nicht. Für mich wird das eh niemals zu treffen. Denn die Bedingungen für den Freigang werde ich niemals erfüllen können. Einerseits weil ich in der Schule nicht gut bin und andererseits weil ich mich nicht allem so einfach füge und öfters mal meine Meinung sage. Deswegen, vergessen wir es einfach.“

Hoffentlich war das Gespräch nun endlich beendet, dachte Mel, doch damit lag sie falsch. Die Betreuerin gab sich nämlich nicht im geringsten mit der Antwort wegen eines Hobbys zufrieden. „Man, wieso müssen sie denn ständig weiter auf diesem Thema herum hacken. Diese Zeit ist lange vorbei und ich kann mich an das was damals war kaum noch erinnern.“, log sie, denn sie konnte sich sehr wohl noch an das Leben in ihrem zwar kleinen, aber trotzdem sehr gemütlichen Haus erinnern. Es war die bisher schönste Zeit in ihrem Leben gewesen, doch so würde es niemals mehr werden.

Zum Glück stimmte Liz ihr nun auch zu zurück zur Schule zu gehen, sodass Mel sich schnell von ihr abwenden konnte, damit sie nicht mitbekam, dass ihre Augen nach den letzten Worten ein wenig feucht geworden waren. Allerdings passte sie ihre Schritte denen von Mel so genau an, dass sie immer auf der gleichen Höhe mit ihr war. Also wieder keine Chance die Tabletten schnell zu schlucken. Es war einfach zum verrückt werden. Aber irgendwie musste es, noch bevor sie die Schule erreicht hatten, klappen.

Fieberhaft überlegte Melissa. Und auf einmal kam ihr eine Idee. Sie würde zunächst versuchen die Tabletten in der Hosentasche in die Hand zu nehmen und dann vortäuschen das ihr Schuh offen war. In dem Moment wo sie sich bücken würde um den Schuh wieder zu zumachen, könnte sie vielleicht schnell die Tabletten im Mund verschwinden lassen und sie schlucken. Hoffentlich!!!! Nun galt es aber erst einmal ihren Plan in die Tat umzusetzen.

Langsam hob sie die Hand die ihr nicht weh tat, steckte sie in die Hosentasche und schob sie so weit nach unten, bis sie die beiden Tabletten fühlen konnte. Dann begann sie sie mit den Fingern ein wenig nach oben zu schieben, bis sie sie fassen konnte. Das hatte schon einmal geklappt. Aber nun kam der schwierigere Teil ihres Planes. Sie musste es unbedingt schaffen ein Stückchen Abstand zu der Betreuerin zu bekommen. Also verkürzte sie leicht ihre Schritte und als sie wenigstens eine Schrittlänge Abstand von ihr hatte, drehte sie sich ein wenig zur Seite, zog die Hände aus den Hosentaschen und beugte sich hinunter zu ihren Schuhen. Dabei führte sie die Hand mit den Tabletten zu ihrem Mund und versuchte die beiden Tabletten hinein zu stecken.
[align=center]Das nebenstehende Avatarbild basiert auf dem Bild "Katrina Elam at the Maverick Saloon & Grill in Santa Maria, California, on January 14, 2006." aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und steht unter der Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5 Lizenz. Der Urheber des Bildes ist Dwight McCann.[/align]

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